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Wie ist das in deinem Alltag? Dudelt da ständig irgendwas vor sich hin? Hast du im Auto das Radio an oder daheim den Fernseher? Läufst du draußen nur mit Kopfhörern rum?
Wann ist es in deinem Leben mal wirklich still? Ohne Lärm, ohne Stimmen, ohne Musik?
Wir Menschen brauchen die Stille.
Wir brauchen sie, um zu innerer Ruhe zu kommen. Wir brauchen sie, um uns selbst denken zu hören. Wir brauchen sie, um uns wieder zu spüren.
Wenn wir ständig in einer Geräuschkulisse leben, dann verlieren wir den Kontakt zu uns selbst. Wie sollen wir uns wahrnehmen, wenn ständig etwas Geräusche macht und unsere Aufmerksamkeit erfordert?
Wir können die Augen schließen und so die Außenwelt visuell aussperren. Wir können uns die Nase zuhalten und nichts mehr riechen. Wenn wir einen Ganzkörperanzug anhätten, würden wir nicht mehr berührt werden können. Doch was sich kaum aussperren lässt ist das Hören.
Klar können wir uns die Ohren zuhalten oder Ohrstöpsel verwenden. Das wird alles dämpfen, doch da wir nicht nur über die Ohren hören, sondern auch über die Knochenleitung, ist es kaum möglich den Hörsinn ganz auszuschalten.
Es ist extrem schwierig bis fast unmöglich Geräusche auszublenden. Wenn du schon mal einer Musik zuhören musstest, die dir überhaupt nicht gefällt, dann weißt du wie schlimm das sein kann und wie wenig man sich dem Ganzen entziehen kann.
Bildquelle: pixabay | fietzfotos
Lärm macht krank
Wir Menschen haben selten absolute Stille um uns herum. Wir sind das kaum mehr gewöhnt. Vor allem, wer in der Stadt wohnt, hat eine Dauergeräuschkulisse um sich.
Die Forschung ist inzwischen eindeutig: Lärm macht auf Dauer krank. Ständig Geräuschen ausgesetzt zu sein, macht uns krank.
Das ist auch das Fatale an Großraumbüros. Hier ist es niemals still oder zumindest ruhig. Nie.
Irgendjemand tippt immer gerade auf der Tastatur herum oder es wird telefoniert oder Leute unterhalten sich. Es ist nie wirklich ruhig. Und in dieser Atmosphäre sollen wir produktiv sein und qualitativ hochwertige Arbeit abliefern.
Je mehr Leute in so einem Büro aufeinander hocken umso größer wird die Geräuschkulisse. Manche Firmen bieten inzwischen wieder die Möglichkeit an, sich stundenweise ein Einzelbüro zu reservieren, um sich dorthin zurückzuziehen zu können, wenn wichtige Arbeiten erledigt werden sollen.
Das ist schon paradox. Erst werden alle kleineren Büros zugunsten von Großraumbüros aufgelöst und dann wird auf diese Weise wieder der Rückwärtsgang eingelegt, weil man merkt, dass das Gegenteil von Produktivität der Fall ist.
Klar spart so ein großer Raum erstmal augenscheinlich viel Geld. Man braucht weniger Platz auf dem man mehr Leute unterbringt.
Doch die verdeckten Kosten sind enorm. Niemand kann in einem Großraumbüro so effektiv arbeiten, wie er es könnte, wenn er für sich einen Raum hätte oder zu zweit wäre.
Warum ist das nur so? Weil wir durch die ständige Geräuschablenkung nicht all unsere Konzentration bewahren können, wir verlieren immer wieder den Fokus und werden gestört in dem was wir gerade tun.
Das gleiche passiert, wenn wir uns ständig selbst mit Musik beschallen und uns nie den Luxus von Ruhe gönnen.
Stille hat große Kraft
Stille kann etwas Beängstigendes haben.
Wer seit langer Zeit das erste Mal wieder in Stille geht, der kann erleben, dass sein Hirn richtiggehend durchdreht und endlich mal alle Gedanken los lässt, die es die ganze Zeit zurückgehalten hat, weil ja soviel zu tun war und nie die Ruhe da war, über etwas nachzudenken.
Es kann sein, dass das alles, was da auf uns einströmt, uns komplett überwältigt, uns Angst macht und wir daher am liebsten gleich wieder flüchten und uns eine Ablenkung suchen.
Doch wenn wir in einer Lebenssituation sind, die uns beginnt zu überfordern und wir möchten eine Lösung dafür finden, dann werden wir nicht umhin kommen in Ruhe über alles nachzudenken.
In der Stille können wir das Chaos im Kopf beginnen zu sortieren und uns Lösungswege zu überlegen. In der Stille kann unser ganzes System zur Ruhe kommen, wenn wir uns die Zeit dazu lassen. In der Stille können wir die möglichen Übersprungshandlungen unseres Gehirns aushalten, bis es sich leer gelaufen hat.
Zu meditieren fällt auch deswegen vielen Menschen so schwer, weil es ihnen schwer fällt in die Stile zu gehen. Diese Stimmen im Kopf scheinen dann immer lauter zu werden und es scheint kein Gegenmittel zu geben.
Das Gegenmittel ist jedoch ganz einfach: Sitzen bleiben in der Stille. Dableiben. Nicht weglaufen. Beobachten, zulassen, auf keine Gedanken aufspringen.
Wer viel und häufig Geräusche, Lärm, Gespräche und sonstiges um sich hat, dem kann auch passieren, dass die Stille fast dröhnend ist in den eigenen Ohren.
Auch hier gilt die Devise: Dableiben, nicht davon laufen.
Stille heilt
Menschen die sich auf Stille einlassen, kehren gestärkt daraus zurück. Wir können uns selbst damit einen Reset geben. Das System neu starten.
Kombiniert mit Natur wird die Stille zum Heiler. Wer still einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang betrachten kann, wird erleben, dass dieses Naturerlebnis eine tiefe Empfindung der Dankbarkeit auslöst.
Still an einem See zu stehen und einfach nur auf’s Wasser zu schauen. Ohne etwas zu müssen. Einfach nur dem Wasser zusehen, wie es leicht ans Ufer strömt und wieder vergeht.
Enten dabei beobachten wie sie sich über das Wasser bewegen, paddeln, mit dem Kopf ins Wasser tauchen.
Von einem Berg in die Ferne schauen. Die Aussicht ganz in sich aufnehmen. In aller Ruhe, einfach schauen, still sein.
Wir Menschen versuchen so oft jedes Schweigen sofort zu füllen. So als ob Schweigen eine Krankheit ist, die es auszurotten gilt. Doch dabei ist das Gegenteil wichtig. Wer miteinander schweigen kann, kann auch miteinander reden.
Wer schweigt und still ist, hat die Chance seine Gedanken zu sortieren. Der kann abwägen und sich vertiefen.
Schweigen bedeutet zur Ruhe kommen. Auch vor sich selbst. Wer ständig am Reden ist, der versäumt sich selbst zu hören. Das geht nur in der Stille. Nur wenn ich still bin, werde ich wahrnehmen was in mir vorgeht.
Stille ist ein jederzeit verfügbares Mittel um zur Ruhe zu kommen. Du musst es dir allerdings bewusst vornehmen, dass du sie aufsuchen willst, in den Tag integrieren willst, bewusst pflegen willst.
Sonst geht der Tag vorüber mit all seinen Geräuschen, dem ständigen Gedudel von irgendwas, Gesprächen und es war kein Raum für die wertvolle Stille.
Nimm dir regelmäßig Zeit und seien es nur 5 Minuten. Je bewusster du die Stille wahrnimmst umso besser wird sie dir tun.
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