Frühjahrsputz im Inneren - Emotionsmuster regulieren lernen

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Die letzten Beiträge haben sich viel um die äußere Ordnung gedreht. Denn die äußere Ordnung ist ein wichtiger, erster Schritt.

Wenn wir im Äußeren anfangen unsere Umgebung zu klären, kann sich auch unser Inneres klären. Wir können uns Schritt für Schritt daran machen in unserem Innenleben Ordnung zu schaffen.

Bist du wirklich wie du bist?

Interessant ist, dass wir oft denken, dass wir ein bestimmter Typ Mensch sind. Jemand der zurückhaltend ist, jemand der aggressiv ist, jemand der gern unter vielen Menschen ist, jemand der kreativ veranlagt ist.

Bildquelle: pixabay

Und so geben wir uns selbst und anderen Labels. Diese Kategorien sind wie Schubladen, in denen wir die Menschen und auch uns selbst einordnen. Da gibt es die lustige Kollegin, den miesepetrigen Onkel, die neugierige Nachbarin, den weinerlichen Sohn usw.

Wir beschreiben uns selbst mit Schlagworten, wenn wir mit anderen zu tun haben. Doch ist das wirklich so? Sind wir so, wie wir das mit diesen Kennzeichen beschreiben?

Auch unsere Persönlichkeit scheint uns ziemlich festgefügt zu sein. So bin ich eben. Nimm es an und komm damit klar.

Auch andere “sind eben so”. Doch auch hier wieder die Preisfrage: Ist das wirklich so? Woraus speist sich unsere Identität und Persönlichkeit tatsächlich?

Was wäre, wenn wir gar nicht so sein müssen, wie wir denken, dass wir sind?

Wir sind geprägt von Kindheitserlebnissen, der Art und Weise wie man mit uns kommuniziert hat, den Erfahrungen die wir gemacht haben.

Das mag alles stimmen, doch ist es wirklich das Ende vom Lied? Sind wir dieser oder jener Mensch, wenn wir “ausgewachsen” sind und dann bleibt das bis zur Bahre so?

Ich bezweifle das. Und ich lade dich ein, das ebenfalls zu bezweifeln. Lass dich nicht davon einlullen, wie es jetzt ist.

Gewohnheiten sind unser unsichtbares Gerüst

Wir bestehen zum größten Teil aus Gewohnheiten. Wir machen die Dinge so, wie wir sie gewöhnt sind zu tun.

Das gilt auch für Gefühle. Wenn wir gewohnt sind ein Drama aus vielem zu machen, dann ist das unser Reflex, der automatisch abläuft. Wir haben uns das irgendwann angewöhnt. Mit allen körperlichen Reaktionen die dazugehören. Und denken, dass wir das SIND.

Doch nein, das sind wir nicht. Das ist ein gewohntes Emotionsmuster, das auf Knopfdruck (neudeutsch Trigger) abgespult wird. Das gilt für Aggressionsmuster, mauern, jammern, beschwichtigen genauso wie für Schadenfreude, Neid usw.

Dass das so ist, zeigt sich schon allein daran, dass nicht alle Menschen auf die gleichen Dinge neidisch sind, oder sich durch die gleichen Sachen angegriffen fühlen oder sich nicht durch die gleichen Situationen gestresst fühlen.

Ok, jetzt könnte das Argument ins Spiel kommen. Na das ist ja eben unterschiedlich, weil wir unterschiedlich sind. Doch wait a minute!

Ich gebe dir Brief und Siegel, dass du in ähnlichen Situationen auch nicht immer gleich reagierst. Wenn du z.B. sehr spät dran bist zu einem wichtigen Termin und dann irgendso einen Idioten vor dir hast, der einfach nicht vom Fleck kommt, dann kann es sein, dass der Knopf für ‘aggressiv werden’ bei dir gedrückt wird und du im Auto wie das HB-Männchen (falls du das noch kennst (; in die Luft gehst.

Wenn du ein anderes Mal unterwegs bist ohne jeglichen Zeitdruck und in Gedanken versunken, kann es sehr gut sein, dass dir dieser “Idiot” überhaupt nicht auffällt.

Gleicher Mensch, gleiche Situation, unterschiedliche Reaktion. Müsste nach der Theorie “ich bin halt so eine/r…” nicht immer das gleiche Programm ablaufen? Tut es aber nicht, weil es eine große Rolle spielt, wie unser Inneres beieinander ist.

Erkenne die Momentaufnahme

Das bedeutet, dass wir tatsächlich die Fähigkeit für ein großes Spektrum an emotionalen und physischen Reaktionen haben und uns nur zu häufig auf ein paar wenige reduzieren, wenn wir unter Strom stehen.

Also müsste man korrekterweise sagen: Im Moment ist es so, dass ich in Situationen in denen ich mich unter Druck fühle, die Tendenz habe aggressiv zu reagieren.

Gut, damit können wir arbeiten. Denn darin stecken viel mehr Variablen, als auf den ersten Blick sichtbar sind.

Zum ersten heißt es “im Moment”. Wir sind veränderbare Wesen und die hohe Plastizität (Formbarkeit) unseres Gehirns beweist jeden Tag, dass es auch grundlegende Veränderungen geben kann. Vielleicht nicht von heute auf morgen, doch wie vieles andere auch, stecken Lernprozesse dahinter.

Du kannst dir andere Gefühle angewöhnen

Ja, es lassen sich auch andere Emotionsmuster lernen. Denn genau das sind Emotionen. Muster, die wir gewöhnt sind und die automatisch ablaufen, wenn sie einmal gelernt wurden. Wir sind nicht dazu gezwungen auf ewige Zeiten eine Heulsuse zu bleiben oder werden kaum irgendwann an Lampenfieber sterben.

Ich weiß nicht wieso wir das Hirn immer nur auf Fakten auslegen. So als ob es nur emotionsfreie Dinge lernen könnte. Doch Emotionen sind ein Cocktail an Hormonen und getriggerten Gehirnverbindungen. Emotionen sind eine nervlich messbar ablaufende Reaktion. Unser Gehirn macht etwas und daraus entstehen fühlbare Emotionen.

Nicht umgekehrt. Die Emotion ist ein Produkt unseres Hirns. Und ja, es ist schwierig bis fast unmöglich noch zu einem preisgekrönten Olympiasprinter zu werden, wenn man mit 60 erst anfängt zu trainieren. Obwohl es erstaunlich ist, was unser Körper noch in jedem Lebensalter zu leisten vermag. Und ja, es kann auch sehr schwierig bis unmöglich sein, mit 80 noch programmieren zu lernen.

Wir haben unsere Grenzen. Unser Körper hat sie und auch unser Gehirn. Der Alterungsprozess fordert seinen Tribut und wir verbrauchen uns über die Jahre selbst.

Doch so wahr das auch alles sein mag, sollte es niemals als Ausrede dienen sich nicht dem Abenteuer zu stellen, seine eigene Emotionen regulieren zu lernen und als nächsten Schritt in gewünschte Bahnen zu lenken.

Lerne zu wählen wie du dich fühlen willst

Wir sind es, die erwünschte und unerwünschte Emotionen in Gang halten. Durch das was wir denken und tun. Jeder von uns quatscht sich selbst im Inneren von Zeit zu Zeit die Hucke voll, wenn man das mal so nennen will.

Jeder kennt diese Selbstgespräche in denen man in der Rückschau auf Situationen grübelt und grübelt und grübelt. Sich selbst anklagt oder auch andere, sich selbst bemitleidet, heruntermacht oder andere nicht so nette Sachen.

Mit diesem Vorgang sind zu 100 % folgende negative Emotionen verbunden: Frust, Traurigkeit, Neid, Aggression (aktive und passive). Zu 100 %. Es ist körperlich unmöglich sorgenvollen Grübeleien nachzuhängen und dabei gut drauf zu sein. Das geht nicht. Ist nicht möglich.

Das kannst du gern selbst mal ausprobieren.

Wir denken uns in Gefühle hinein. Sie sind eine Folge dessen, was mir durch den Kopf geht. Ob ich das bewusst wahrnehme oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Es ist wie ein Radioprogramm, das vor sich hin dudelt und dessen Musik eine bestimmte Stimmung verbreitet.

Emotionsmuster – Nimm wahr was passiert

Wenn wir aufmerksam werden auf unsere Gedanken und wirklich wahrnehmen in welchen Gefilden wir uns gerade befinden, dann haben wir den ersten Schritt gemacht um eine Richtungsänderung zu ermöglichen.

Dein Körper ist, was du isst und dein Geist ist, was du denkst.

Man mag mir dieses plakative Vereinfachen verzeihen, doch es zeigt den Kern dessen auf, um den es geht. Und den wir beeinflussen können.

Klar kann dem Körper viel passieren, was ihn nicht mehr gesund sein lässt, doch Ernährung wird in jedem Fall eine positive Rolle spielen können.

Gleiches gilt für unseren Geist. Wir werden nicht gedacht. Niemand pflanzt Gedanken in uns hinein. Das machen wir alles selbst. Genauso wie wir selbst essen. Wir sind es die denken und damit innere Prozesse in Gang setzen.

Wir haben über viel mehr Einfluss als wir denken. Nicht im Äußeren, sondern über uns.

Halten wir also fest, dass Emotionen eine Folge sind von etwas, das in unserem Hirn passiert. Klar gibt es körperliche Rückkopplungsschleifen und es ist immer alles komplex, doch letztlich ist das eine wichtige Wahrheit.

Emotionen scheinen mir zwar zu passieren, doch letztlich hat unser Gehirn etwas dafür gemacht.

Du kannst deine innere Welt verändern

Wenn wir also etwas anderes fühlen wollen als bisher, dann können wir dafür etwas tun. Wir sind unseren Emotionen keineswegs hilflos ausgeliefert. Das ist ein extrem wichtiger Punkt.

Allein diese Erkenntnis kann befreiend sein. Sie kann Möglichkeiten aufzeigen, die auf Dauer ein anderes Leben schaffen.

Emotionen entstehen aufgrund unserer Bewertungen einer Situation. Diese Bewertungen wiederum sind geprägt von den kindlichen Erfahrungen die wir gesammelt haben. Wer sich nicht die Zeit nimmt und klar macht, was in einer Situation tatsächlich passiert, wird immer wieder überrascht sein von der Heftigkeit der eigenen Gefühle.

Auch von der Unangemessenheit von Gefühlen, die überhaupt nicht zur Situation passen. Menschen, die sich restlos verlassen fühlen und nur noch weinen können in einem Disput in der Partnerschaft, erleben sich selbst als vollkommen hilflos und als Menschen, die nicht in der Lage sind zu streiten.

Doch wenn man diese Situationen näher anschaut und hinterfragt, landet man häufig in kindlichen Erinnerungen an Streitereien, z.B. dass die Eltern einen bei Konflikten in ein anderes Zimmer brachten und man dort allein bleiben musste.

Das ist es, was die Emotionen dermaßen dramatisch werden lässt auch noch im Erwachsenenleben. Das hat nicht unbedingt etwas mit der tatsächlichen Schwere der jetzigen Situation zu tun.

Wer sich auf die Suche macht, nach diesen grundlegenden Emotionsmuster, wird feststellen, dass er sehr häufig auf Kleinkindniveau agiert, wenn bestimmte Situationen als Trigger agieren.

Emotionen lassen sich üben

Diese Wahrnehmung und das Erkennen dessen – auch nachträglich – lässt einen immer leichter in eine innere Distanz gelangen. Durch diese Distanz ist es möglich zu erkennen, dass man gerade wieder dabei ist, in ein gewohntes Emotionsmuster hinein zu rutschen.

Als nächstes kann man im Trockendock überlegen, wie man denn stattdessen reagieren möchte und was einem dabei am besten helfen kann, ein anderes Emotionsmuster aufzubauen.

Manchmal mag das allein nicht gelingen, doch sich Hilfe zu holen ist ein kluger Schritt und keine Schwäche.

Emotionsregulation – wie der Fachausdruck dafür heißt – lässt sich lernen.

Es ist wie alles, wozu man sein Gehirn braucht. Etwas das man üben und trainieren kann. Niemand ist gezwungen dazu, seinen bisherigen Emotionsmustern treu zu bleiben. Niemand muss sich dem ergeben “wie er halt ist” denn das ist nur ein momentaner Zustand.

Dieser Zustand kann verändert werden. Das mag nicht ganz leicht sein, doch das ist wie mit vielen anderen gewohnten Dingen, man muss dran bleiben, wenn man eine Änderung erreichen möchte.

Das Ziel ist es, nicht mehr ausgeliefert zu sein, wenn Emotionen über einen hereinbrechen. Die Belohnung für diesen Umlernprozess ist groß.

Wer sich selbst als jemand erlebt, der mit den eigenen Emotionen besser umgehen kann, wird sich stärker fühlen, wird sich zuversichtlicher fühlen, wird sich selbstwirksamer erleben. Und das kann und wird das eigene Leben zum Positiven verändern.

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