Puh, jetzt haben wir in den bereits vergangenen Wochen von 2018 schon eine ganz schön lange Reise hinter uns.
Angefangen haben wir mal beim Thema wie uns äußere Ordnung zu Klarheit verhilft, sind dann zur inneren Ordnung gewandert und den Tools wie man sie lernen kann. Als nächstes haben wir uns praktisches Handwerkszeug für Produktivität vorgenommen und jetzt startet nochmal ein neuer Themenkomplex rund um Ordnung.
Kommunikation nach außen – wahrhaftig sein.
Du fragst dich grad, was Gespräche führen mit Ordnung zu tun hat? Das mag tatsächlich im ersten Moment etwas seltsam erscheinen, doch tatsächlich spielt auch hier Ordnung eine große Rolle.
Ich werde gut kommunizieren, wenn ich meine Gedanken in Ordnung habe. Wenn ich wirklich weiß, was ich sagen möchte und was mir wichtig ist. Wenn ich meine Botschaft klar habe und nicht konfus bin.
Das mit dem ‘wahrhaftig’ ist ein interessanter Aspekt. Wie oft begegnen wir Menschen, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie nicht wirklich ganz sie selbst sind in unserer Unterhaltung. Dass sie vielleicht etwas vorgeben, oder nicht greifbar sind. Ich bin sicher, du weißt was ich meine.
Auf der anderen Seite ist es auch gut möglich, dass wir uns in Gesprächen ebenso verhalten. Dass wir denken, wir müssten etwas besonders darstellen, besonders eloquent erscheinen, einen bestimmten Eindruck hinterlassen usw.
Doch mal ehrlich, macht es erstens Spaß sich mit jemandem zu unterhalten, bei dem man das Gefühl hat er oder sie ist einfach nicht echt? Und zum zweiten ist es nicht fürchterlich anstrengend, immer etwas vorzugeben oder besonders witzig zu sein oder eine Haltung einzunehmen, die man nicht wirklich selbst ist?
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Kommunikation ist wie Sport – es gibt eine Verletzungsgefahr
Kommunikation ist eines von den schwersten Dingen, die es überhaupt gibt. Wieviel kann in Gesprächen schief gehen. Auf beiden Seiten. Wie oft fühlt man sich unverstanden, wie oft hat man den Eindruck es nicht zu schaffen, das auszudrücken, was man wirklich sagen möchte. Wie oft fehlen einem die richtigen Worte usw. usw.
Wahrhaftiges Kommunizieren ist ein gelöstes und entspanntes Sprechen miteinander. In dem Wissen, dass ich genau weiß, um was es mir geht und das ich mich in der Lage sehe ein Gespräch darüber zu führen. Das braucht als Grundlage ein sicheres Stehen in sich selbst, ein geordnet sein in sich selbst.
Tatsächlich ist es am schwierigsten gute Gespräche zu führen, wenn man sich nicht wohl fühlt mit sich, unzufrieden ist. Wieso? Weil dann ganz häufig Emotionen die Oberhand haben und wir zu schnell auf Trigger reagieren, die wir sonst hätten umschiffen können.
Gespräche können uns an unsere Grenzen bringen
Wahrhaftig sein bedeutet, auch in diesen Situationen einen guten Blick auf sich selbst zu haben und das in der Kommunikation mit anderen zu berücksichtigen.
Damit sind wir wieder mal bei uns angelangt. Gespräche mit anderen treffen häufig auf unsere wunden Punkte und wir gehen in die Luft wie das HB-Männchen.
Dabei bedeutet wahrhaftig kommunizieren im ersten Schritt gar nicht mal etwas zu sagen, sondern innerlich aufmerksam zu sein, was gerade passiert. Wenn wir uns in die Enge getrieben fühlen, oder falsch verstanden oder oder. Was genau passiert in dem Moment in dir?
Der Teil der sich dann anschließen sollte, ist das wahrhaftige Aussprechen dessen, was du gerade wahrnimmst. In dem du tatsächlich teilst, was jetzt in dir abgeht.
Das ist vor allem dann wichtig, wenn du merkst, dass du eine Pause brauchst, weil es über deine innerlichen Kräfte geht jetzt zu kommunizieren, weil du den Faden komplett verloren hast, weil du dich in Emotionen verlierst.
Es ist vollkommen legitim zu sagen: “Ich merke, dass das Gespräch mich gerade emotional aus der Bahn wirft. Ich spüre, wie mir die Tränen aufsteigen und ich möchte mich gern für ein paar Minuten ausklinken um mich zu beruhigen. Das bedeutet nicht, das ich das Gespräch abbrechen möchte, sondern dass ich mich kurz um mich kümmern möchte.”
Selbstschutz bedeutet, sich auch mal zurückzuziehen
Das ist nicht einfach, ich weiß. Doch es ist wahrhaftig. Damit stehst du zu dir selbst und setzt nach außen klar das Signal, dass es um ein Bedürfnis von dir geht und es keine Ablehnung des anderen ist.
Nimm dir diese Minuten allein Zeit (und wenn du nur auf die Toilette gehst) und reflektiere wie von außen, was tatsächlich gerade passiert ist. Behalte dabei im Kopf, dass es nicht nur darum geht, dass du gerade emotional versunken bist, sondern auch, dass der andere ebenfalls Muster hat, die du angetriggert hast.
Was könnten das für Muster sein? Was könntest du erwischt haben? In dem du dir darüber Gedanken machst, kommst du aus der Selbstanklage heraus (ich kann einfach nicht reden) und ebenso aus der Fremdanklage (mit dem kann ich einfach nicht reden)
Reden ist so viel mehr
Es gehört soviel mehr zu einem Gespräch als nur das gesprochene Wort. Wir reagieren wie ein Seismograph auf Stimmänderungen, Lautstärke, Gestik und Mimik.
Wenn uns daran etwas bedrohlich erscheint, dann ziehen wir uns entweder zurück oder gehen zum Angriff über. Mach dir nach diesen Situationen über solche Signale Gedanken.
Welcher Moment war das, als du innerlich abgestürzt bist? Was ist da genau passiert? Wie war die Stimme deines Gegenüber? Wie war seine Körperhaltung? Wie war seine Wortwahl? Was genau hat deine Knöpfe gedrückt?
Wir reagieren zumeist auf die gleichen Signale. Das ist deswegen dieses Gefühl von ‘täglich grüßt das Murmeltier’, wenn wir immer wieder die gleichen Streitereien haben. Wir sind dann stets auf der selben Bahn unterwegs. Gespurte Loipen. Vielfach geübt.
Ist gar nicht so einfach dort auszubrechen. Ich weiß. Doch das heißt auf der anderen Seite noch lang nicht, dass es nicht geht.
Schau genau hin
Wir müssen im ersten Schritt erkennen, was genau die Auslöser sind, dann können wir lernen gegenzusteuern.
Diese Auslöser sind – wie so oft – Erfahrungen aus sehr früher Zeit. Unsere Kindheit prägt uns so sehr und in so vielerlei Hinsicht. Was ja auch logisch ist, denn wenn wir klein sind, ist das unsere ganze Welt. Wir haben nur diese kleine Welt um zu lernen, wie sie funktioniert.
Wenn wir dann später in die große Welt ziehen und sich unser Radius immer mehr erweitert und wir mit ganz anderen Situationen und Menschen zu tun haben, ist es trotzdem noch dieses grundlegend Erlernte und Geprägte mit dem wir operieren.
Solang wir nicht mit einem Rührgerät in Kontakt gekommen sind, ist der Schneebesen unsere einzige Handhabe. Eine Handhabe, die wir nicht in Frage stellen, weil wir eben nichts anders kennen.
Auch die Grundlage wie wir über uns denken, ist in dieser frühen Zeit gelegt worden. Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht in gewissem Maße ändern können, dass wir nicht lernen können anders zu handeln und zu verhalten, doch dazu muss uns erstmal bewusst werden, dass wir immer noch mit einem Schneebesen unterwegs sind.
Ohne Erkenntnis keine Veränderung
Ohne diese Erkenntnis ist keine Veränderung möglich. Damit sind wir wieder beim Wahrnehmen angelangt. Beim Reflektieren, beim Erkennen von uns selbst. Wie es das alte griechische Orakel schon immer wusste, was die Lösung für die meisten Probleme im Leben ist: Erkenne dich selbst.
Wir können jetzt allerdings einen fatalen Fehler machen und es beim Erkennen belassen. Wir merken, dass wir mit bestimmten Menschen immer wieder Schwierigkeiten in Gesprächen haben, z.B. unserem Chef oder einem Kollegen und gehen ihm daraufhin aus dem Weg. Das kann tatsächlich eine Lösung sein, doch es löst nicht unser generelles Problem.
Diese Gespräche laufen ja deswegen so schwierig, weil wir uns ähnlich verhalten in ähnlichen Situationen, wenn unsere Knöpfe gedrückt werden.
Wenn wir die volle Verantwortung für uns übernehmen, dann ist der erste Schritt immer zu gucken, was in unserer Macht liegt, das wir ändern können. Und wir können ändern, wie WIR kommunizieren.
Wenn man einem ein Chef gegenüber steht, der dazu neigt, cholerisch zu werden, ziehen manche Menschen nur noch den Kopf ein und ein tatsächliches Gespräch kommt nicht mehr zustande.
Die Frage ist, wie können wir uns selbst treu sein in diesen Situationen?
Der erste Punkt ist immer, sich klar zu machen, dass das Schreien nichts mit der eigenen Person zu tun hat. Denn auch im anderen triggern wir bestimmte Punkte an. Vielleicht ist es eine zu demütige Haltung oder auch ängstliches Verhalten das wir an den Tag legen, dass dazu animiert sich aufzuspielen.
Was auch immer es sein mag. Wir müssen keineswegs “kaufen” dass es unsere Schuld ist, dass der andere so grantig ist oder dass wir der Grund sind oder anderes.
Unangenehme Gespräche sind das was sie sind. Unangenehm. Wenn wir trotzdem so kommunizieren können, dass wir und der andere heil bleiben, lässt sich das Ziel erreichen.
Auch wenn es schwer vorstellbar erscheinen mag, es lässt sich sachlich ein Kritikgespräch führen. Schwierig wird es nur, wenn wir von unseren Emotionen überwältigt werden und nicht mehr klar sehen, was eigentlich gerade passiert.
Übernimm selbst die Steuerung
Wahrhaftig kommunizieren bedeutet auszusprechen, was man jetzt braucht. Dass man gern bereit ist über die Sache zu sprechen, jedoch in einem angemessen Ton.
Niemand muss sich anschreien lassen. Es steht uns zu, solche Gespräche zu verlassen. Manchmal bleiben wir viel zu lange in solchen Situationen. Da wäre wahrhaftiges Verhalten, das erkennen, dass das zu nichts führen wird und wir das Recht haben, zu gehen.
Wie bleibt man ruhig und lässt sich nicht von den Emotionen mitreißen? In dem wir lernen uns selbst zu beruhigen. Das ist eine der wichtigsten Fähigkeiten die wir lernen können.
Tatsächlich ist die schnellste Möglichkeit dazu, sich eine kurze Auszeit zu nehmen. Der Toilettengang wird damit zum legitimen Pausengong für den Ring und kann uns helfen, aus dem Emotionssog auszusteigen. Der Blutdruck kann sich wieder senken, unsere Achterbahn im Kopf zu Ruhe kommen.
Veränderung braucht Zeit – gib sie dir und hol dir Hilfe
All das lässt sich nicht in ein paar Tagen lernen und umsetzen. Es ist ein Prozess der Zeit und oft genug Tränen kostet. Doch sich nicht auf ihn einzulassen bedeutet sich nicht den eigenen Dämonen zu stellen. Damit wird die eigene Welt enger und das ist sehr, sehr schade.
Wer sich selbst immer wieder erlebt, dass er in Gesprächen richtiggehend untergeht, sollte sich nicht scheuen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manche Trigger sitzen so tief, dass sie einem selbst kaum zugänglich sind. Der blinde Fleck in Aktion.
Zu einem Therapeuten zu gehen ist kein Stigmata, man hat auch keinen an der Klatsche und unfähig ist man auch nicht. Im Gegenteil, wenn viel mehr Menschen diese Möglichkeit nutzen würden, sich selbst besser kennenzulernen, dann würde vieles an zwischenmenschlicher Interaktion friedlicher ablaufen.
Skills lernen, sich selbst besser einschätzen lernen, konkretes Handwerkszeug bekommen, das einem hilft sicherer in sich selbst zu werden, kann die beste Investition in dich sein, die du jemals machen wirst.
Wenn du eine andere Möglichkeit nutzen möchtest: Es gibt von der Caritas bundesweit viele Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensberatung, bei denen man kostenfrei Unterstützung bekommt. Dort arbeiten ausgebildete Fachkräfte die jede Menge Erfahrung haben und denen kaum etwas fremd ist.
Wenn du für dich merkst, dass du das mit der Kommunikation nicht wirklich auf die Reihe bekommst, dann hol dir Unterstützung. Das Leben ist zu kurz um nicht zu lernen miteinander zu reden.
Und nicht aufgeben! Es gibt immer Wege und Möglichkeiten. Glaub mir. Ich weiß wovon ich rede. Lass dir helfen, wenn dir das Leben zu schwer wird.