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Dieses Jahr hatte ich die Ehre an der OTH (Ostbayerische technische Hochschule Regensburg) als Dozentin zu arbeiten. Mein Thema innerhalb des Angebots Grow4digital war “Das Ich des Unternehmers” und damit sollten Studierende angesprochen werden, die sich für Gründen und einem Leben als UnternehmerIn interessieren.
Unter meinen Studierenden war eine sehr engagierte junge Frau, die Teil eines besonderen studentischen Projekts war:
Der Fokus dieser internationalen Studentengruppe #bridge!t war das Sichtbarmachen von Selbständigen und Unternehmern um Studierende dazu zu ermutigen, diesen Weg ebenfalls einzuschlagen.
Dabei war ihnen wichtig, dass es nicht um allbekannte Größen geht wie Elon Musk oder Steve Jobs, sondern um Menschen wie du und ich, die in der eigenen Nähe zu finden sind. Regionale UnternehmerInnen, StudentInnen die nebenbei selbständig sind und kleine Unternehmen.
Das Ziel von #bridge!t ist es, einen Begegnungsraum schaffen zu können, in dem sich interessierte StudentInnen Anregung von Selbständigen holen können. Die Live-Veranstaltung im Juni 2019 stand dabei auch unter dem Motto “together inspired”.
Dieses Inspiriertwerden bieten die vielen verschiedenen Interviews die die Studentinnen gesammelt und veröffentlicht haben. Um sichtbar zu machen, dass es nicht den “einen” Weg gibt in die Selbständigkeit, sondern viele verschiedene.
Bildquelle: pixabay | KarstenBergmann
Inspiration durch Interviews
Ich hatte die Freude eine der Interviewpartnerinnen zu sein und im folgenden möchte ich euch gern meine Antworten auf die Fragen geben, die mir in Bezug auf Unternehmertum und meinen Umgang damit gestellt wurden.
Die Fragen zu beantworten war auch für mich spannend, da ich mir über manches noch gar nicht explizit Gedanken gemacht hatte.
An dieser Stelle noch stellvertretend vielen Dank an Marion Hornung, die Teil dieses Projektes und meines Kurses war. Und sogar im Kurs geblieben ist, obwohl sie die Punkte für den Kurs gar nicht gebraucht hatte, sondern weil es ihr Spaß gemacht hat. Ein größeres Kompliment kann ich als Dozentin wohl nicht bekommen. Es war mir eine Freude und schön, dass du dabei warst!
Möge das Interview auch dich inspirieren und dazu anregen das Unternehmertum in Erwägung zu ziehen, wenn du dich als Angestellte unglücklich fühlst. Seine Träume und Wünsche zu verwirklichen ist an kein Alter gebunden.
Bridge!t: Kannst du mir etwas über deine Karriere und deine Hobbys erzählen?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Ich begann meine Unternehmerkarriere mit 24 Jahren und es war ein tougher Start. Ich ergriff die Chance, Vollzeitlehrerin in einer neuen Art von Schulumgebung zu werden. Wir haben die meisten der gängigen Lehrmethoden aufgegeben und mit unseren Schülern Projektunterricht durchgeführt – eine Art Lehr-, Coaching- und Präsentationstraining.
Es war der Anfang des Internets und ich bin seit 1993 online. Nein, das ist kein Tippfehler, ich bin einer der frühen Vögel ;)
Da ich immer schon jemand war, der gern Neues gelernt hat, hab ich früh angefangen regelmäßig Fortbildungen zu besuchen. Dazu gehört auch der NLP Practitioner und NLP Master. Dazu bin ich noch Kaizen-Trainer und vieles mehr.
Bewaffnet mit diesem Wissen habe ich im Laufe der Jahre ins Business Coaching gewechselt und begleite Frauen und Männer mit verschiedenen Arten von Unternehmen auf ihrem Weg, ein erfolgreiches Unternehmen zu führen, ohne sich selbst auszubrennen.
Ich gebe zusätzlich verschiedene Workshops und habe eine Social Media Marketing Academy aufgebaut, weil ich seit meinem Start 1993 all diese Online-Dinge liebe.
Wenn ich nicht arbeite, lese ich gerne, also sehr viel ;) Ich habe keinen Fernseher und lese gerne, seit ich ein Kind bin. Um zentriert zu bleiben, gehe ich im Wald spazieren und meditiere oft. Es ist wichtig für mich, genug Zeit allein zu haben, um mich wieder aufzuladen.
Bridge!t: Wie bist du Unternehmerin geworden? Musstest du etwas in dir selbst ändern, um eine zu werden?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Ich denke, für mich war es eine absolut natürliche Entscheidung. Ich bin die Art von Person, die “unemployable” ist.
Mein Wunsch war schon immer auf eigenen Füßen zu stehen, unabhängig zu sein und mein eigener Chef. Deshalb denke ich, dass die meisten angehenden UnternehmerInnen mehr den Wunsch verspüren sollten, unabhängig zu sein als sich sicher zu fühlen. Das hilft sehr bei den Unwägbarkeiten, die in jedem Unternehmerleben auftreten werden.
Bridge!t: Was ist das Besondere an deinem Job?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Ich arbeite als Unternehmensberaterin und arbeite besonders gerne mit selbständigen Frauen. Ich denke, einzigartig ist, wie ich arbeite.
Jeder Berater/Beraterin hat seine eigene Persönlichkeit und meine ist eine tiefe Liebe zu Strukturen und Systemen. Ich habe einen Lehrhintergrund, und das ist keine gängige Kombination in der Geschäftswelt. Doch für mich ist lebenslanges Lernen eines der wichtigsten Dinge, um in der Geschäftswelt erfolgreich zu sein.
Bridge!t: Warum hast du dich für diese Art von Unternehmen entschieden?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Ich bin eine sehr autonome Person und es gibt für mich keinen anderen Weg, mein Leben zu leben, als eine Unternehmerin zu sein.
Bridge!t: Wie bringst du dein Unternehmerleben mit der Familie oder Freunden in Einklang, die nicht verstehen, welche Herausforderungen du erlebst?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Es ist eine interessante Reise, diese Unternehmer-Sache. Du wirst auf dem Weg einige Leute verlieren und neue finden.
Es ist nicht immer einfach, doch du bist die einzige Person, die deine Träume erfüllen kann, und so musst du dich entscheiden, mit welcher Art von Personen du Zeit verbringen möchtest. Das scheint hart zu sein, doch ich kann dir sagen, dass genau das wichtig ist, wenn du Erfolg haben willst.
Bridge!t: Welche Wirkung willst du in der Welt haben, welche Veränderungen willst du sehen oder erreichen?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Der größte Einfluss, den ich haben möchte, ist, dass jede Frau und jeder Mann, mit denen ich arbeite, mit dem erfahrenen Wissen weitermachen kann. Das ist mein Antrieb: Menschen durch Wissen zu befähigen, damit sie ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Welt haben können.
Und die andere Auswirkung ist, dass ich die Möglichkeit habe geben zu können. Ich spende regelmäßig für Projekte, die u.a. Frauen und ältere Menschen unterstützen. Wir können so viel, mit so wenig erreichen und ich gebe, was ich kann.
Das ist das größte Vergnügen von allen, Teil einer größeren Bewegung zu sein und andere Menschen zu unterstützen, die keine oder viel schlechtere Chancen haben, es selbst zu tun.
Bridge!t: Was inspiriert dich?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Menschen, die großzügig und freundlich sind. Menschen, die für ihre Meinung einstehen und gegen Ungerechtigkeit kämpfen. Menschen, die mutig sind und andere unterstützen.
Bridge!t: Was ist der schwierigste Teil deiner Arbeit?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Manchmal, nicht den Überblick über alle laufenden Projekte zu verlieren. Es ist wichtig, Zeit in Marketing und Networking zu investieren und die Menschen im Blick zu behalten. Das braucht Zeit und man muss es planen.
Bridge!t: Hast du dich jemals in einer Position erlebt, in der du als Unternehmerin an dir gezweifelt hast?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Oh, ich denke, wir Frauen neigen dazu, ständig an uns selbst zu zweifeln. Es ist nicht so sehr eine Frage des Unternehmertums.
Wir müssen lernen, uns auf uns selbst zu verlassen, egal was passiert. Die Zeiten des Zweifels werden kommen und du musst vorbereitet sein. Du brauchst die richtigen Leute um dich herum. Dein Netzwerk ist alles. Und vor allem eine Schwesternschaft ist für Unternehmerinnen so wichtig.
Bridge!t: Worauf führst du deinen Erfolg zurück?
Alexandra Graßler / Die WissensAgentur: Niemand kann ohne andere erfolgreich sein. Wir alle brauchen Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner usw. Es ist eine Illusion, dass wir die Einzigen sind, die unseren Erfolg gestalten. Je früher wir das verstehen, desto erfolgreicher und erfüllender werden unsere Karrieren verlaufen.
Für die persönliche Einstellung: Meine Hartnäckigkeit geht einen langen Weg ;)
Du musst die Fähigkeit haben, dich selbst vom Boden aufzuheben, wenn was schief gelaufen ist, dich zu motivieren, dich zu trösten und nicht in den Selbstmitleidsmodus zu fallen. Du musst deine Gedanken beherrschen. Deine Denkweise ist alles.
Bridge!t: Was würdest du sagen, um mehr Frauen zu ermutigen Führungsrollen einzunehmen?
Tu es einfach. Und suche nach anderen Frauen, um eine Schwesternschaft zu gründen. Die Welt braucht jede Frau, die sich traut zu führen.
Wir brauchen Vorbilder für Mädchen und zeigen ihnen dadurch, dass sie ein eigenständiges Leben führen können. Frauen können und werden die Welt verändern. Aber nur, wenn sie springen und sich zutrauen eine Führungsrolle auszufüllen.
Es kann beängstigend sein und es wird manchmal beängstigend sein. Du wirst mit harten Situationen konfrontiert werden und über Worte von anderen weinen. Aber trotz allem sind Frauen einer der wichtigsten Faktoren, um die Welt zu verändern.
Wir Frauen haben oft eine andere Sicht auf die Welt, und wir sehen mehr, wie die Dinge tatsächlich zusammenspielen. Wir wissen, dass wir nur gemeinsam und mit dem Denken in Netzwerken einen besseren Weg gehen können. Also auf geht’s!
Das war es, mein Interview für Brideg!t. Wenn du bereits selbständig bist, dann stell dir doch mal selbst diese Fragen. Wie würdest du sie beantworten?
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