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Jeder hat wohl schon inzwischen zur Genüge gehört, dass meditieren eine gute Sache ist. Hast du es auch schon mal probiert? Hat es für dich funktioniert? Oder hast du wieder aufgegeben?
Es gibt dann auch noch mehrere Arten zu meditieren, welche ist denn nun die Richtige?
Fragen über Fragen die alle dazu führen können, dass man weiter immer wieder denkt, ach ja meditieren wäre eine gute Sache. Sollte ich mal machen und es dann dabei bleibt.
Welche Wirkung hat Meditation?
Das spannende am Meditieren ist seine Wirkung. Eine Wirkung die man nicht unmittelbar bemerkt, sondern die ein Effekt ist, der mit Stetigkeit immer mehr zunimmt.
Unser Gehirn wird durch Meditation beeinflusst. Und das auf positivste Weise.
Für wen das gut sein soll? Nun, das ist für alle gut, die einen Affenzirkus im Kopf haben. Das kennst du garantiert auch. Deine Gedanken schießen wie wilde Affen von Baum zu Baum. Kommen nicht zur Ruhe und sind immer in Bewegung.
Wir denken selten nur einen Gedanken. Sondern es kommt der nächste dazwischen, bevor wir den vorherigen zu Ende gebracht habe. Etwas fällt uns ein und zack sind wir aus unseren Überlegungen wieder herausgerissen.
Unser Blick fällt auf ein Papier und wir erinnern uns dass da auch noch zu bearbeiten ist.
Während wir ein Gespräch führen, führen unsere Gedanken oft ein Doppelleben und beschäftigen sich mit etwas ganz anderem als dem, was unser Gegenüber gerade sagt.
Wenn wir das Bild noch etwas verändern und uns einen Bahnhof vorstellen, das ist das so, als ob jeder Gedanke ein eigener Zug ist, der kreuz und quer auf den Gleisen fährt. Ständig fährt von einem Gleis ein neuer Zug ab, manchmal blockieren sie sich gegenseitig und manchmal ist einer schneller wie der andere. Jeder Zug gibt andere Geräusche von sich und es ist ein ständiges Hin und Her.
Meditation hat die Gabe, wenn wir dran bleiben, dass wir unsere Züge unter Kontrolle kriegen. Dass wir es erreichen können, dass einzelne Züge stehen bleiben, andere langsamer fahren und insgesamt weniger Chaos herrscht.
Das bringt nicht nur Ruhe in einem Bahnhof sondern auch in deinen Kopf. Mehr Ruhe im Kopf bringt Energie und die Kraft sich auf eine Sache zu konzentrieren. All diese guten Effekte, die wir uns eigentlich wünschen.
Was denkst du so den ganzen Tag?
Da wir jedoch unser Gehirn im gegenteiligen Modus trainieren, lauter Ablenkungen haben und selbst von einer Sache zu nächsten springen, ist das gar nicht so einfach, die Züge wieder anzuhalten.
Dazu kommt, dass manche Züge auch noch emotional gefärbt sind. Diese sind wie Regionalzüge, die jeden Tag fahren, ohne Ausnahme.
Wir machen uns oft jeden Tag die gleichen Gedanken. Ärgern uns immer wieder über die gleichen Sachen. Sind traurig über die gleichen Ereignisse oder Menschen und Situationen die uns begegnen. Diese Emotionen tun uns oft überhaupt nicht gut und doch sind sie vertraut und gewohnt, daher fahren diese Emotionsgedankenzüge eben immer wieder durch unser Gehirn.
Was passiert, wenn wir unser Chaos im Kopf so lassen?
Die Fähigkeit zur Ruhe im Kopf zu kommen und sich wieder auf eine Sache zu konzentrieren, sich nicht mit ewig den gleichen Emotions-Regionalzug-Gedanken herum schlagen zu müssen, ist nichts, was sich von allein einstellen wird.
Wenn wir einfach weitermachen so wie bisher und unser Leben auf die gleiche Art führen, dann wird unser Gehirn nicht plötzlich ruhiger und ausgeglichener sein. Dann bleibt der Bahnhof ein Chaos an Zügen, die durcheinander fahren, miteinander kollidieren und sich behindern.
Das kostet Kraft. Das laugt aus. Das ist nichts was uns zufrieden macht. Es ist etwas was uns erschöpft.
Jeden Tag die gleichen Gedanken zu haben und jeden Tag das gleiche Chaos im Kopf zu erleben erschöpft uns. Das kann so müde machen wie eine anstrengende körperliche Arbeit.
Denken kostet Energie
Das mag man oft nicht glauben. Doch über 20 % unseren Energiebedarfs braucht unser Gehirn im Durchschnitt. Wenn wir sehr angespannt oder nervös sind und unsere Gedanken rasen, dann steigert sich dieser Verbrauch.
Vor allem Anspannung und Stress geht mit einem erhöhten Energieverbrauch einher. Wir erschöpfen uns selbst immer schneller nur allein dadurch was in unserem Kopf abgeht.
Diese Gewohnheiten führen leider auch dazu, dass wir auch in Ruhephasen, nicht mehr wirklich zur Ruhe kommen im Kopf. Der Körper liegt vielleicht vollkommen erschöpft gestrandet auf der Couch, doch der Kopf ist immer noch am sprinten und rumsausen. Die Züge hören deshalb nicht auf zu fahren.
Wer es nicht mehr schafft sich zur Ruhe zu bringen, wird zwar auch irgendwann einschlafen, doch der Schlaf ist oft nicht erholend. Sondern man wacht am nächsten Tag auf und die Maschinerie im Kopf läuft sofort wieder an.
Auch wenn wir es nicht glauben wollen, wir müssen aktiv etwas dafür tun, dass unser Kopf wieder lernen darf zur Ruhe zu kommen. Je mehr input abends durch Fernseher oder Smartphone noch dazu kommt, umso chaotischer wird es in unserem Kopf.
Ein Fernsehabend mit einem Actionfilm sind wieder unendliche Reize, die unser Gehirn verarbeiten muss. Wo soll es denn hin damit? Wenn vom ganzen Tag schon alles vollgestoft ist? Vielleicht hilft dann ein Glas Wein oder ein Bierchen zum Abschalten?
Abschalten des Körpers vielleicht bis zu einem gewissen Grad, obwohl die Abbauprodukte des Alkohols mitten in der Nacht dazu führen können, dass wir wieder aufwachen, da der Körper verzweifelt versucht diese ganzen Toxine wieder los zu werden.
Warum machen wir das überhaupt? Endlich abschalten zu können? Wir wollen nichts mehr von dem ganzen Chaos im Kopf wissen. Der Tag soll damit endlich ein Ende haben mit all dem Stress.
Doch wirklich zielführend ist das nicht. Denn am nächsten Tag geht das gleiche Spiel wieder von vorne los.
Meditation ist Training
Wir brauchen Training das uns hilft, wirklich wieder zu Ruhe zu kommen. Und zwar Ruhe in unserem Kopf zu erreichen. Eine Fähigkeit zu trainieren, die uns hilft nach besonders anspannenden und stressigen Situationen wieder schneller in diese Ruhe zurückzukommen und die ewigen nachkreisenden Gedanken abzustellen.
Meditation ist dazu das einfachste und schnellste Mittel. Es ist jedoch keine Pille, die ich nehme und dann ist nach kurzer Zeit alles gut. Schön wär’s, doch so funktioniert das leider nicht.
Das braucht Zeit. Und genau das ist die Krux. Wir haben keine Zeit und wollen uns keine Zeit nehmen. Vor allem nicht für etwas, das nicht schnell Ergebnisse bringt.
Denn das ist das nächste, was wir inzwischen an Erwartungen an fast alles in unserem Leben haben. Es soll immer alles schnell Ergebnisse bringen. Möglichst zackig muss es gehen, denn wir haben ja keine Zeit.
Nur jemand der versteht, dass es Zeit braucht, dass es ein Durchhalten braucht, ein Dranbleiben, der wird die Früchte ernten können. Diese Früchte sind jedoch so wertvoll, dass es sich auf jeden Fall lohnt sich durch diese Phasen der “scheinbar keinen Veränderungen” durch zu bringen.
Meditieren lernen ist wie lesen lernen
Letztlich ist das ein wenig wie lesen lernen. Die wenigsten können sich noch erinnern, wie das bei ihnen war, als sie lesen gelernt haben. Doch es ist ein Prozess, der nicht innerhalb von wenigen Wochen funktioniert. Es braucht Zeit bis man alle Buchstaben erkennt, bis man sie zusammenhängend erfassen kann und bis es dann dazu kommt, dass man ganze Wörter auf einmal lesen kann und überhaupt nicht mehr darüber nachdenkt.
Lustigerweise hat sich eindeutig herausgestellt, dass die disziplinierte Art der Fibel-Methode alle anderen weicheren Methoden um Längen schlägt beim Lesen lernen. Es wurde dabei wieder mal versucht, schlechte Gefühle für Kinder zu vermeiden, indem man sie einfach mal so schreiben ließ, wie sie meinten, ohne groß zu korrigieren. Man wollte damit Frust vermeiden.
Doch das ist genau die falsche Herangehensweise. Frust und Nichtkönnen und es nicht gleich schaffen ist ein ursprünglicher Teil des Lernens. Der Spruch – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – illustriert das wie keine andere Zeile.
Es gehört dazu, dass man scheitert. Es gehört, dazu dass man frustriert ist. Und es braucht sofortige Korrektur und Anleitung wie die Buchstaben richtig geschrieben und wie Wörter richtig buchstabiert werden. Diese stete Wiederholung der Grundlagen führt letztlich dazu, dass Kinder schneller lesen lernen als mit jeder anderen Methode.
Doch dann können sie es und haben sich damit eine Fähigkeit erworben die zu den wichtigsten überhaupt gehört, die ein Mensch nur lernen kann. Wer lesen kann, dem steht eine ganz neue Welt offen.
Üben heißt Dranbleiben
Wenn wir das nun auf das Meditieren anwenden, dann ergibt sich hier der gleiche Effekt. Wir trainieren in der Meditation immer wieder auf bestimmte Gedanken zurückzukommen. Ob das der Atem ist, ein Mantra oder eine andere Form der Konzentration. Das gelingt fast nie sofort und das gelingt auch nach längerer Übung nicht wirklich gut.
Es ist letztlich ein andauernder Vorgang, der einen ständig frustrieren könnte, wenn man darüber näher nachsinnt.
Doch es geht um nichts anderes, als diese geistige Disziplin zu entwickeln, sich selbst zu beobachten und aus dieser Beobachterrolle immer wieder die Gedanken zu einem bestimmten Punkt zurückzuführen.
Warum Meditation so viel Sinn macht
Das mag nicht gleich bahnbrechende Ergebnisse hervorrufen. Doch nach einer gewissen Zeit, nach einigen Wochen beginnen sich messbare Ergebnisse einzustellen. Die Gehirnwellenaktivität wird in bestimmten Bereichen des Gehirn nicht mehr so aktiv sein und überschießend wie bisher.
Wir werden nicht immer gleich ausflippen, wenn uns derselbe Ärger jeden Tag begegnet. Wie ein Stau auf der Autobahn und Autofahrer die sich hinein drängeln. Wir werden bemerken, dass wir uns aufregen und wir werden immer öfter die Beobachterrolle mitten in unserem Tag einnehmen können und uns selbst damit zu Ruhe bringen.
Und wenn wir das schaffen, tun wir für unseren ganzen Körper etwas Gutes. Denn wir schütten einen anderen Hormoncocktail aus, wenn wir uns nicht mehr so aufregen müssen. Wir geben unserem Körper damit die Chance seine Kraft zu behalten und uns nicht mehr zu erschöpfen.
Denn unsere Gedanken erschöpfen uns weitaus mehr als wir uns das vorstellen können. Alles was uns dazu hilft, unseren Kopf zur Ruhe zu bringen, ist direkt eine Verbesserung unserer Gesundheit.
So, nachdem wir nun geklärt haben, wieso es soviel Sinn macht, zu meditieren, ist eine gute Frage, nach welcher Methode oder wie wir anfangen sollen.
Wie ich meditiere
An dieser Stelle erzähle ich dir, wie ich das mache.
Das wichtigste damit Meditieren zu einem gewohnten Bestandteil deines Tages werden kann, ist, dass es eine feste Zeit des Tages ist, eine gewohnte Zeit wenn man so will.
Dabei geht es nicht unbedingt um eine feste Uhrzeit, sondern um einen festen Anker im Tag. Für mich ist das nach dem Aufstehen.
Aus dem Bett kommend, gehe ich ins Bad und dann in die Küche um mein Wasser zu trinken (wir erinnern uns, dass wir morgens immer dehydriert sind) und dann geht es direkt zu meinem Meditationsplatz.
Bei mir ist der im Wohnzimmer. Ein kleiner Teppich mit meinen Sitzkissen darauf. Fertig. Mehr ist das nicht. Ich folge der Meditation nach dem Herzyoga das Geshe Michael Roach bekannt gemacht hat.
Dabei brauche ich nur einen Zeitmesser. Die kürzeste Variante ist diese hier:
- 2 Minuten meditieren mit einem Mantra
. - 2 Minuten lang sind die perfekten 10 das Ziel. Dabei geht es um 10 Atemzüge, bei denen man sich nur auf wahrnehmbare Empfindungen des Atems konzentriert. Z. B. das Gefühl das in der Nase entsteht beim Ein -und Ausatmen. Jeder Atemzug besteht aus Ausatmen und Einatmen und gilt als 1x wenn man nun diese 10 Atemzüge anstrebt und merkt, dass man sich selbst mit einem Gedanken abgelenkt hat, geht es mit dem Zählen wieder von vorne los. Man kommt anfangs nicht oft über 2 hinaus und muss dann schon wieder von vorne anfangen. Doch das ist eben genau die Übung, die man machen muss, damit man im weiteren Verlauf mal bis zu 4 oder 5 oder tatsächlich zu den 10 kommt.
. - 3 Minuten – Tonglen-Meditation. Das ist eine Meditationsform bei der man sich auf einen bestimmten Menschen fokussiert und dessen Leid man gedanklich auf sich nimmt. Ein zutiefste Form des Mitgefühls. Wenn dich das interessiert, schau dir das Video zu Tonglen dazu näher an.
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Wenn ich keine Zeit mehr habe, dann war es das auch schon. Die absolute Minimalvariante. Das sind 7 Minuten und es gibt kaum eine Ausrede nicht mal 7 Minuten zu haben. Diese Minimaleineit führt auch dazu, dass man dran bleibt. Wer sich dagegen gleich 20 Minuten am Morgen vornimmt, wird sehr viel schneller aufgeben, denn diese Zeitspanne kann ganz schön lang werden.
Sollte danach noch mehr Zeit sein, folgen noch 10 Minuten mit Fokus auf meinen Tag.
Wie kannst du Meditation in deinen Tag integrieren?
Überlege nicht lange und fang an. Auch du kannst beginnen mit 7 Minuten jeden Morgen. Das ist zu schaffen. Das machst du 14 Tage lang und dann hängst du eine Minute dran. Und so kannst du dich vorarbeiten.
Du wirst sehen, dass sich das schaffen lässt. Und du wirst sehen, dass mit der Zeit dein Kopf ruhiger wird. Ganz automatisch. Weil du es trainierst.
Das Buch “Die 8 Minuten Meditation” ist ebenfalls ein wunderbarer Leitfaden. Geschrieben von jemanden der die Zeitnöte unserer Welt wirklich kennt und vor allem für die, die sich gern genaue Anleitungen wünsche, hat er viel zu bieten.
Wenn du denkst, dass auch schon 5 Minuten zu viel sind, weil du keine Zeit hast, dann schau dir die one-minute-meditation an.
Denk an den Vergleich mit dem Lesen zurück. Du hast auch Wochen und Monate gebraucht, bis du einigermaßen flüssig lesen konntest. Da war Aufgeben keine Frage, denn das Fach lesen war einfach jeden Tag in der Schule dran. Wirklich schade, dass das mit Meditieren nicht auch der Fall ist.
Denn genauso wie Lesen dir jeden Tag eine neue Welt ermöglicht, kann dir Meditation jeden Tag einen ruhigeren Geist und mehr Energie verschaffen.
Sei dir das wert und fang an zu meditieren.
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