Lerne dich unwohl zu fühlen und deine Welt wird sich ändern.

Jetzt haben wir immer wieder darüber gesprochen wie wichtig es ist, zu lernen sich unwohl zu fühlen und sich davon nicht draus bringen zu lassen. Doch wie macht man das? Kann man das üben?

Gut, dass du fragst! Das lässt sich tatsächlich üben. Mit Kleinigkeiten die du sofort und überall umsetzen kannst.

Bildquelle: Photo by Glen Jackson on Unsplash

Was dein Hirn am liebsten mag

Bevor wir zu diesen Übungen kommen, schauen wir uns nochmal an, wie das in deinem Kopf abläuft:

Dein Hirn ist in allererster Linie faul. Ja du hast richtig gelesen. Es ist faul, denn es will möglichst wenig Energie aufwenden und versucht daher vieles zu automatisieren.

Das sind die Gewohnheiten die sich einschleifen und über die man überhaupt nicht mehr nachdenkt, sondern sie einfach macht. Da braucht es wenig Energie, es ist gewohnt, man weiß was zu tun ist und ab geht’s.

Alles was wir neu lernen, kostet uns mehr Energie. Wenn es spannend und interessant ist und Freude macht, dann geht auch gleichzeitig das Dopamin mit ab, das Freudehormon, das auch Sucht begleitet.

Wenn etwas jedoch anstrengend ist, wenig bis keine Freude macht und wir es als stressig empfinden, dann gibt’s kein Dopamin und das Hirn hat auch keine Interesse daran diesen Zustand freiwillig lang aufrecht zu erhalten. Denn das kostet Energie und die ist kostbar.

Das sind dann die Gedanken in deinem Kopf die dir einflüstern: Ach lass es doch sein. Ich hab keine Lust. Das ist mir jetzt zu anstrengend. Usw.

Du kennst das zur Genüge. Es kostet auch Energie sich über diese unangenehmeb Gefühle hinwegzusetzen und es trotzdem zu machen. Daher ist alles Training was dir dabei hilft, eine super investierte Sache.

Wie trainiert man unangenehme Gefühle auszuhalten?

OK, fangen wir mit ein paar ganz einfachen Dingen an: Wir haben in unserem Zuhause soviel automatisiert und sind es gewohnt, dass wir überhaupt nicht mehr sehen, was das alles ist. Nehmen wir mal das Bad als Beispiel:

Du hast seit X Jahren die Toilettenpapierrolle auf eine bestimmte Art und Weise aufgehängt und bist es so gewohnt. Dreh sie doch einfach um, so dass sie andersherum rollt als jetzt und schau was passiert.

In den ersten Tagen wirst du jedes mal wenn du auf dem Thron sitzt über diese Neuerung stolpern, es wird schief gehen auf’s erste Mal das Papier zu greifen, es kommt plötzlich in dein Bewusstsein, wo es schon lang nicht mehr wahr. Es ist unangenehm, wenn sich etwas so lange Gewohntes plötzlich ändert.

Nimm wahr, was sich in dir abspielt. Was du denkst und wie du dich dabei fühlst. Es ist ja jetzt keine dramatische Lebensänderung die du da vorgenommen hast, doch nichtsdestotrotz ist es eine Änderung die du jeden Tag merkst.

Wie ist das? Geht es dir auf den Geist? Findest du es blöd? Alles normal und in Ordnung. Du darfst es finden wie du möchtest, Hauptsache du nutzt es auf diese neue Weise.

Gib dir eine Woche und du wirst einen neuen Gewöhnungseffekt feststellen. Du wirst dich an die neue Rollrichtung genauso gewöhnen wie an die vorherige und hast damit aber etwas Wichtiges gelernt: Änderungen machen uns nicht immer gute Laune, doch wir können uns an sie gewöhnen und dann ist es nach kurzer Zeit oft kein Thema mehr.

Wichtig ist, deinen Kopf und dein Bewusstsein an dieses Training immer wieder heranzuführen. Lerne damit, dass du mit unangenehmen Gefühlen umgehen kannst.

Such dir bestehende Gewohnheiten und übe damit

Such dir weitere Kleinigkeiten, die du änderst, damit du immer wieder drüber fällst. Z.B. die Zahnbürste auf die andere Seite zu stellen am Waschbecken. Auch das wirst du in den ersten Tagen immer wieder vergessen und dann muss es einen Augenblick des ganz bewusstseins geben, damit du die neue Gewohnheit ausführen kannst.

Wenn du deine Schuhe anziehst, stellst du sie in einer bestimmten Reihenfolge hin. Wenn du bist wie der Rest der Menschheit, dann steht der linke Schuh links und der rechte Schuh rechts.

Hier hast du ein wunderbare Übungsfeld für dem Umgang mit unangenehmen Gefühlen. Stell die Schuhe einfach anders hin. Den linken Schuh nach rechts und den rechts Schuh nach links. (Wenn du Mitbewohner ärgern willst, dann kannst du das mit fremden Schuhen natürlich auch machen, doch von mir hast du das nicht, gell?! ;)

Such nach weiteren Möglichkeiten bei dir daheim wie du gewohnte Dinge anders machen kannst, um dich immer wieder dem Gefühl des Unangenehmseins auszusetzen.

Das ist der Beginn der Trainingsphase. Du wirst merken, dass du dich ziemlich schnell an die Änderungen gewöhnst und damit auch das ungute Gefühl wieder vergeht.

Das ist ein weiterer wichtiger Lerneffekt. Das Unangenehme hat keine Dauerwirkung. Es ist anfangs stärker und vergeht dann. Bis es komplett weg ist. Komplett.

Und jetzt trainiere mit anderen

OK, gehen wir einen Schritt weiter. Wenn du lernen willst auch unterwegs und draußen unangenehme Gefühle auszuhalten und zu trainieren, kannst du anfangen mit Menschen zu üben. Hier ein paar Beispiele, was du machen kannst:

Sprich jede Kassiererin / jeden Kassierer an und sag etwas zu ihnen. Z.B. “Vielen Dank, dass Sie so schnell waren.” oder “Sie haben einen tolle Frisur.” Usw.

Das ist eine super Übung, wenn du dich schwer tust mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Das ist eine begrenzte Situation, du brauchst keine Angst haben, ein langes Gespräch führen zu müssen und kannst damit super üben, überhaupt den Mund auf zumachen und etwas zu sagen.

Außerdem wirst du merken, wenn du anderen vor allem etwas Nettes sagst, dass es richtig schön ist, wenn man das macht, weil du garantiert ein Lächeln oder etwas anderes Nettes als Reaktion zurückbekommst. Das macht das unangenehme Gefühl dann gleich viel kleiner und lässt den Stolz auf dich wachsen, dass du es geschafft hast, das zu machen.

Übe das wirklich über einen längeren Zeitraum. KassiererInnen sind deshalb auch so eine gute Wahl, weil du ihnen sehr häufig begegnest. Du hast bloß bisher nie über diese Häufigkeit nachgedacht. Doch einkaufen muss jeder von uns und dann hast du damit das perfekte Übungsfeld für dich.

Übe in der Arbeit

Du kannst dein Arbeitsumfeld ebenfalls als Üungsbereich nehmen. Überlege, was du dort an deinem Schreibtisch umstellen kannst, so dass es dir eine wirkliche Änderung und unangenehme Gefühle verursacht, weil es so ungewohnt ist.

Kannst du das Telefon auf die andere Seite stellen? Das ist eine insgesamt tolle Sache, weil du damit gleichzeitig üben kannst mit der anderen Hand ans Telefon zu gehen.

Oder wenn es dir schwer fällt Gespräche zu führen und du das für jedoch lernen möchtest, dann kannst du dir selbst die Challenge geben, jede Woche mit einem anderen Kollegen oder Kollegin in den Mittag zu gehen. Das ist dann schon etwas anderes als nur einen netten Satz zu einer Kassiererin zu sagen, doch du kannst auch das hinkriegen.

Das erste Mal wird vielleicht am anstrengendsten werden, weil du es nicht gewöhnt bist. Doch erstens Essen hilft immer, dass man nicht andauern reden muss und zweitens wirst du so stolz auf dich sein, wenn du es gemacht hast.

Es geht nicht darum, dass es das perfekte Dinner war oder das Gespräch super easy. Es geht darum, dass du das für dich Unangenehme gemacht hast. Das ist die Challenge. Es überhaupt zu tun.

Wenn du das für einige Wochen durchziehst, wirst du merken, dass es dir mit jedem Mal leichter fällt. Und das nur, weil du angefangen hast zu üben, unangenehme Gefühle zu überwinden und nicht beim alten Verhalten zu bleiben.

Du kannst auch Besprechungen als Übungsfeld nehmen und in jeder Besprechung an der du teilnimmst, auch wirklich etwas sagen, wenn du das sonst nie machst. Oder wenn es anders herum ist, kannst du dich in jeder Besprechung zurückhalten und Sätze für dich behalten, die du normalerweise rausgehauen hättest.

Wenn du nichts änderst, wird sich nichts ändern

Verändere dein Verhalten in Situationen in denen du gerne etwas anders hättest. Das ist am Anfang unangenehm, doch nur wenn du dich diesem Gefühl aussetzt, kannst du lernen damit umzugehen und kann sich etwas ändern. Wie soll sich etwas ändern, wenn du nichts änderst?

All diese Trainings führen dazu, dass du nicht sofort davonlaufen wirst, wenn die nächste unangenehme Situation auf dich zu kommt oder du etwas durchziehen musst, was keinen Spaß machen wird.

Du bringst deinem Gehirn bei, dass es nicht daran stirbt, wenn es diese Situationen aushält und durchzieht. Sondern dass im Gegenteil oft etwas Erstaunliches passieren kann.

Es kann dir nämlich passieren, dass das, was dir sonst so unangenehm war, plötzlich Freude macht. Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Denn wir scheuen deshalb so vor unangenehmen Dingen zurück, weil sie uns unbekannt sind. Warum sind sie uns unbekannt? Weil sie uns unangenehm sind und wir sie deshalb vermeiden.

Doch Gewöhnung bedeutet oft ein Wohlgefühl. Allein nur deshalb, weil wir Gewohntes kennen, das ist nicht mehr fremd, das macht keine unangenehmen Gefühle mehr oder zumindest weitaus weniger als wenn wir etwas nie wirklich machen sondern vermeiden.

Du kannst also nur gewinnen, wenn du dich aus deiner Komfortzone begibst und in das Land des Unbekannten hinein gehst. Fang mit simplen Kleinigkeiten an, wie den Veränderungen bei dir daheim und arbeite dich zu anderen Sachen vor, die mit anderen Menschen zu tun haben.

Diese kleinen Übungen haben große Auswirkung auf dein ganzes Erleben

Was ebenfalls ein Effekt ist, den du erzielen wirst: Du wirst dich als jemand erleben, der sich selbst immer mehr zutraut. Der bereiter wird Risiken einzugehen, der sich nicht mehr so leicht unterkriegen lässt und jemand der sich auch nicht mehr so leicht unterbuttern lässt. Du stärkst mit dem Training der unangenehme Gefühle dein gesamtes Inneres.

Deine Identität erfährt eine Veränderung, da du lernst wie du dich selbst überwinden kannst. Das ist ein wichtiger Schritt auf der Reise nach vorne und in neue Gefilde.

Fast alles Interessante ist oft hinter der Mauer verborgen, die unangenehme Gefühle und Fremdheit errichten. Wer sich nicht traut, diese Mauer zu erklimmen, wird auch nicht das strahlende Land dahinter erblicken.

Es macht das Leben reicher, wenn wir uns nicht mehr unseren Emotionen unterwerfen und lernen, dass es soviel mehr gibt, wenn wir uns überwinden und Neues ausprobieren.

Das ist Wachstum. Wer dagegen immer nur das macht, was er schon kennt und vor allem was ungenehm ist zurückweicht, dessen Welt bleibt klein und eng.

Er wird in gewisser Weise regiert von diesem ständigen “ich will mich aber wohlfühlen” Das wäre sehr schade, denn das kann eine Bremse sein, die dich von deinem Leben abhält. Also ran an den Speck!

Was wirst du als erstes üben?

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