Freiheit oder Sicherheit - das ist hier die Frage!

photo credit: geralt via pixabay cc

Die gerade laufende Blogparade von Heide Liebmann hat Stolpersteine der Selbständigkeit zum Thema und was man aus dem Stolpern anderer lernen kann. Das kommt mir natürlich grad recht und ich muss auch meinen Senf dazugeben. Vielen Dank für den Hinweis liebe Andrea!

Dabei möchte ich mich auf einen Stolperstein konzentrieren und der wird in den besten Fällen VOR dem Selbständigmachen abgeklärt. Wie ich jedoch immer wieder in Beratungen erleben konnte, war das anscheinend nicht unbedingt für alle Beteiligten klar, dass das der Kern der Sache ist.

Über Inhalte meiner Firma, Zahlen usw. kann ich mir immer Hilfe von außen holen, doch eine grundlegende Sache kann ich nur ganz allein für mich beantworten.

Bin ich ein Freiheits- oder ein Sicherheitsmensch?

Wer mit dem Gedanken der Selbständigkeit spielt oder auch schon mitten drin ist, sollte sich irgendwann mal die Zeit nehmen, um diese Frage zu beantworten. Denn das ist für mich einer der größten Stolpersteine schon ganz zu Beginn. Sind Sie ein Freiheits- oder ein Sicherheitsmensch?

Dass das nicht so einfach ist, ist schon klar. Doch von einfach hat auch keiner was gesagt (um wieder mal meinen alten Mathe-Lehrer zu zitieren). Dahinter verbirgt sich einiges und es hilft sich darüber Gedanken zu machen. Denn nicht jeder/jede ist nun mal für ein Selbstständigendasein geschaffen und gleiches gilt für ein Angestelltenverhältnis. Und das ist auch gut so.

Nur noch eine Sorte?

Stellen Sie sich mal vor, es gäbe nur noch UnternehmerInnen? Das würde nicht klappen. Und genauso wenig halte ich davon, wenn von mancher Seite immer wieder die Forderung aufgestellt wird, dass die MitarbeiterInnen lernen müssen unternehmerisch zu denken. Das müssen sie nicht und das geht auch nicht. Und das ist ebenfalls gut so.

Wir brauchen in einer funktionierenden Wirtschaft und Gesellschaft immer beide Typen von Menschen.

Freiheit oder Sicherheit, das ist hier die Frage!

Und nun ist die Frage, auf welche Seite würden Sie sich eher stellen? Das meine ich nun ganz wörtlich, denn es ist oft ungemein erhellend, mit dem Körper etwas zu erfahren, was man sonst nur im Kopf hin und her wälzt. Wenn Sie das gleich mal ausprobieren wollen, nehmen Sie sich zwei Zettel zur Hand und schreiben auf den einen:

  • FREIHEIT – Zeithoheit, kein regelmäßiges Einkommen, Verdienstausfall bei Krankheit und Urlaub, Entscheidungshoheit, z.T. schwer planbar,
  • SICHERHEIT – Zeitkorsett, geregeltes Einkommen, bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage, Vorgesetzte, Planbarkeit,

Wenn Ihnen das jetzt sehr schwarz-weiß vorkommt, dann ist das vollkommen korrekt. Denn nur wenn zwei Extrempole benannt sind, bin ich in der Lage mich auf der Strecke dazwischen zu verorten.

Wer mitmachen will, sollte beide Zettel auf den Boden legen, mit einigen Schritten Abstand zueinander. Und jetzt kommt das Bauchgefühl ins Spiel.

Wie fühlt sich Freiheit an?

Stellen Sie sich zunächst auf die Freiheit und spüren dort hinein. Dort gibt es Zeithoheit für Sie. Eigene Entscheidungen, niemand der Ihnen reinquatscht oder etwas fordern kann. Sie sind niemandem Rechenschaft schuldig und regeln die Dinge auf Ihre Weise.

Andrerseits gibt es keine regelmäßig fließenden automatischen Einnahmen, wenn Sie krank sind oder in Urlaub gehen, gibt es kein Geld. Was bedeutet, dass Sie in etwa 10 Monaten das Geld für 12 verdienen müssen. Und die Verantwortung für alles tragen Sie.

Sie können sich nun damit absolut wohlfühlen oder Ihnen wird gerade schlecht oder alles dazwischen. Für den Moment einfach nur mal wahrnehmen.

….und die Tafel leer wischen….

Treten Sie nun von der Freiheit herunter und hopsen Sie ein wenig herum. Ja, das meine ich ernst. Denn Sie müssen das gerade erspürte Körpererlebnis wieder abschütteln. Ihre innere Wandtafel sozusagen wieder leer wischen.

Wie fühlt sich Sicherheit an?

Wenn Sie das Gefühl habe, jetzt ist wieder alles neutral, stellen Sie sich auf die Sicherheit. Auch hier spüren Sie wieder gut in sich hinein. Hier gibt es festgelegte Arbeitszeiten, zu denen Sie verpflichtet sind. Ihnen wird von Vorgesetzten aufgetragen, was an Arbeit zu tun mit welchem Ziel sie zu erledigen ist. Sie haben Vorgaben an die Sie sich halten müssen, haben KollegInnen, die Sie sich nicht selbst aussuchen können und sind einem Betriebsklima unterworfen.

Andrerseits gibt es dafür regelmäßiges Einkommen, was Planbarkeit zulässt, wenn Sie krank sind oder Urlaub haben, bekommen Sie weiterhin Ihr Geld und vielleicht gibt es auch noch andere finanzielle Boni oben drauf wie Urlaubsgeld u.ä. Die Verantwortung liegt zum größten Teil bei Ihrem Arbeitgeber.

Auch hier können Sie sich nun wieder absolut damit wohlfühlen oder ganz furchtbar oder irgendwas dazwischen. Wieder nur wahrnehmen.

….und die Tafel leer wischen….

Verlassen Sie nun die Sicherheit und hopsen wieder herum. Das kennen Sie ja inzwischen schon.

Wo bleiben Sie stehen?

So, und jetzt wird’s interessant. Sie wissen nun wie es sich an beiden Polen anfühlt. Kennzeichnen Sie nun genau die Mitte und stellen Sie sich darauf. Spüren Sie nach, wo es Sie hinzieht. Eher zur Freiheit oder eher zur Sicherheit?

Geben Sie dem Gefühl nach und bewegen sich in diese Richtung. Machen Sie immer einen kurzen Bauchgefühl-Check. Gehen Sie auch nochmal zum Prüfen in die entgegengesetzte Richtung und wandern auf diese Art hin und her, bis Sie Ihren Wohlfühlplatz zwischen beiden Polen gefunden haben.

Die Preisfrage ist nun wo Sie jetzt stehen. Mehr an der Sicherheit oder mehr an der Freiheit? Denn das ist ein ziemlich klarer Hinweise darauf, was wirklich in Ihnen vorgeht.

Nah an der Mitte

Sollten Sie – egal auf welcher Seite – näher an der Mitte stehen als an einem der Pole, würde ich Ihnen in einer Existenzgründungsberatung von einer Voll-Selbstständigkeit dringend abraten. Denn vor allem wenn noch eine Familie dazukommt für die Sie sorgen müssen, brauchen Sie hier eine ganz klares inneres Ja zu allen Unwägbarkeiten die die Freiheit nun mal mit sich bringt. Sonst reiben Sie sich auf durch Ängste und Sorgen. Damit ist niemandem geholfen. Dann lieber noch halb-angestellt halb-selbstständig.

Es kommt auch immer wieder vor, dass der Wunsch nach Selbständigkeit und Unternehmertum gar nicht aus dem eigenen Herzen kommt, sondern Sie das auf anderen Wegen angenommen haben. Vielleicht durch Familienprägung, oder weil es angeblich die einzige Möglichkeit ist oder oder oder.

Ist im Prinzip auch ganz egal, denn das einzige was zählt, ist, ob es Ihnen mit dem Gedanken, dem Gefühl gut geht. Wir reden hier nicht von keinerlei Bedenken mehr haben und vollkommener Zuversicht. Nein. Sie brauchen jedoch ein gewisses Quantum an innerem Wissen, dass Sie das wirklich wollen und das drückt sich klar durch Ihr Körpergefühl aus.

näher an der Sicherheit und bereits selbständig

Wenn Sie schon selbständig sind und Sie haben jetzt ganz klar körperlich erlebt, dass Sie sich damit einfach nicht so wohlfühlen, wie es Ihnen gut tut würde, dann sollten Sie ernsthaft darüber nachdenken, wie Sie sich Sicherheit schaffen können. Durch einen Teilzeitjob oder ähnliches. Oder vielleicht sogar den Arbeitsmarkt beginnen zu sondieren, was es denn für interessante Jobs für Sie gäbe.

Denn nein, es muss nicht jeder UnternehmerIn werden können. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn sich jemand in seinem Angestelltendasein wohl fühlt. Es ist keinerlei Wertung, oder besser oder schlechter. Manche Menschen eignen sich einfach besser für diese Richtung und manche für die andere.

Ihre Körpergröße ist Ihnen ja auch gegeben und Sie stellen sie nicht in Frage. Das mag ein Vergleich sein, der ein wenig hinkt, doch der Punkt um dem es damit geht, wird gut illustriert. Denn in unserer Gesellschaft wird das Unternehmertum oft sehr wichtig gemacht. Das ist es, selbstverständlich. Doch ohne viele Angestellte, die sich in den Firmen wohlfühlen, würde das nicht funktionieren. Punkt.

näher an der Sicherheit und Sie haben vor selbständig zu sein

Wenn Sie vorhaben sich selbständig zu machen und Sie haben sich gerade mit einem Platz näher an der Sicherheit erlebt, dann kann ich Ihnen nur ernsthaft empfehlen, dieses Vorhaben gründlichst zu überdenken. Es ist richtig, dass wir alles mögliche lernen können, doch eine gewisse Grundhaltung ist nun mal in uns enthalten. Und es ist für Sie mit großer Wahrscheinlichkeit weitaus quälender eine Durststrecke zu überstehen, da Sie sich immer mehr Sorgen machen und Ängste erleben werden, als jemand der näher an der Freiheit steht. Überlegen Sie wirklich gut, ob Sie sich das antun wollen.

näher an der Freiheit

Sollten Sie allerdings sehr nah an der Freiheit stehen, dann kann ich Ihnen nur zuraten, sich in die Welt der Selbständigen zu begeben. Holen Sie sich alle Unterstützung und Möglichkeiten, die es dafür gibt und starten Sie. Ein Gewerbe, das Sie nebenbei beginnen, ist ein guter Anfang. Sonst ereilt Sie auf Dauer ein ähnliches Schicksal mit hadern und unzufrieden sein, weil Sie nie wirklich glücklich werden mit einem Job und innerlich eingehen. Auch damit ist niemandem auf Dauer geholfen.

Wenn ich an mein damaliges Austesten vor 18 Jahren denke, dann weiß ich noch so gut wie heute, dass ich sogar noch links neben der Freiheit stand, quasi fast aus dem Zimmer ging :) Für mich ist und war das schon immer klar, dass ich mal mein eigenes Ding machen will. Auch in Krisenzeiten habe ich dieses Gefühl nie verloren. Das geht eben nur, wenn es tief in einem gegründet ist. Und dann hilft es einem auch durchhalten.

Wo stehen Sie? Freiheit oder Sicherheit? Bin schon sehr gespannt auf Ihre Eindrücke.


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