Ein Zitat über ganzheitliche Führungskräfte:
Trompete können Sie nicht zögerlich spielen.
(Pater Theodore Hesburgh)
Da ist wohl was dran. Würde sich wahrscheinlich bei einer Trompete eher unfreiwillig komisch anhören, quitschend oder nach heißer Luft….
Wenn man nun diese Metapher auf den Unternehmensalltag als Führungskraft überträgt, dann lohnt es sich, über folgende Fragen nachzudenken:
- Bei welchen Entscheidungen verhalten Sie sich tendenziell eher zögerlich?
- Welche Auswirkungen hat das? Auf Sie selbst, auf Ihre Mitarbeiter, Ihre Kollegen, auf die Prozesse?
- Wie wäre der optimale Verlauf?
- Was fehlt Ihnen dazu?
- Was können Sie tun, um das fehlende zu erlernen, zu bekommen, auszufüllen?
Bis zu dieser Frage ist alles ziemlich logisch aufgebaut. Und in vielen Fällen lässt sich nun eine Veränderung erreichen, in dem das in den Antworten Erarbeitete sukzessive umgesetzt und gelebt wird.
Doch ebenso häufig ist der andere Fall, in dem wir genau wissen, was zu tun ist und es trotzdem nicht machen. Und hier wird es nun interessant. Um mit diesen Widersprüchen zu arbeiten, gibt es verschiedenste Herangehensweisen. Letztlich gipfeln alle darin, dass jedes Verhalten einen Sinn hat, wie unsinnig und unlogisch es uns auch im Bewusstsein erscheinen mag.
Ein Beispiel dazu aus meinem Dozentenleben: Ein wirklich cleverer Schüler wusste genau, wo es bei ihm hakte und lernen fiel ihm leicht. Doch irgendwie legte er sich ständig selbst Steine in den Weg. Im Betreuungsgespräch ergab sich dann der Grund dafür: Wenn er in diesen Fächern bessere Noten haben würde wie seine beiden Freunde würde das zu einer Spaltung führen, befürchtete er. Und damit war die Entscheidung sonnenklar: Die Zugehörigkeit zu seiner Peergroup war um einiges gewichtiger, als seine eigene Verbesserung. Mit diesem Wissen ließ sich nun an einer konkreten Lösung mit ihm arbeiten, seine Ziele zu erreichen und die Zugehörigkeit zu bewahren.
Eine kleine Randnotiz: Dieses Phänomen von zurückhaltendem „Wissen zeigen“ nach außen mit dem Hintergrund der Verlustangst von Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe lässt sich sehr, sehr häufig bei Jungen und Männern beobachten.
Das angeführte Beispiel illustriert sehr schön den Zusammenhang zwischen äußerem Verhalten und innerem Sinn. Um nun den eigenen Widersprüchen und den dahinterstehenden unbewussten Treibern auf die Spur zu kommen sind zwei Fragen ein guter Ansatz.
Vielleicht nehmen Sie dazu gleich eine konkrete Situation, dann können Sie für sich den größten Nutzen daraus ziehen. Also am besten ein eigenes Verhalten, das Ihnen eher im Weg steht und Ihnen trotzdem immer wieder „passiert“.
- Was verhindert dieses Verhalten?
Die Antwort zeigt Ihnen ein angestrebtes Ziel an. - Was ermöglicht mir dieses Verhalten?
Damit kommen Sie Ihrem inneren Grund auf die Spur. Lassen Sie sich mit der Beantwortung ruhig Zeit. Und konzentrieren Sie sich auf Ihre Körperempfindungen und Bilder die in Ihnen aufsteigen. Ihr Kopf darf ruhig mal ein Päuschen einlegen.
Egal, was als Antwort aufgetaucht ist, genau das hat für Sie einen höheren Stellenwert. Manchmal braucht man auch ein paar Anläufe, bis Antworten aufsteigen.
Wenn Sie nun Ihr Ziel von Frage 1 erreichen möchten, dann haben Sie dann die größten Chancen, wenn Sie sicherstellen, dass Ihr innerer Grund berücksichtigt wird.
Und sollten Sie merken, dass Sie immer wieder bei gleichen Themen hängenbleiben, dann haben Sie keine Scheu sich jemanden zur Unterstützung und Begleitung zu suchen. Häufig genügen bereits wenige Gespräche, um aus der eigenen Sackgasse herauszukommen. Ein guter Coach oder Therapeut ist in der Lage Ihnen den kleinen Schubs zu geben, der in die für Sie richtige Richtung führt. Laufen müssen Sie dann eh selbst. ;-)
Das Zitat mit dem dieser Beitrag begonnen hatte: Trompete können Sie nicht zögerlich spielen stammt aus dem Buch Visionäres Management von Gay Hendricks und Kate Ludeman.
Eine Inspirationsquelle und gute Zusammenfassung was ganzheitliche Führung bedeutet und welche Vorausetzungen und Möglichkeiten damit verknüpft sind.
Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der mit Führung betraut ist, denn es enthält für meine Begriffe, viele simple Wahrheiten, die doch so oft (leider) unter den Tisch fallen.
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Zum Thema “zögerlich Trompete (respektive Posaune)spielen” möchte ich hier noch Insider-Wissen preisgeben:
Das A und O der Tonerzeugung auf blechernen Blasinstrumenten liegt in einem konstanten, ergiebigen und stabilen Luftstrom. Also – Einatmen nicht vergessen (nicht lachen!) – es ist elementar wichtig, dass genügend(!) Luft, am besten noch mehr in die Lungen kommt. Ein plötzliches Ausatmen dieses kostbaren Rohstoffes würde einen sehr knallförmigen, lauten und an einen Furz erinnenden Ton erzeugen, damit kann man nur in Ausnahmefällen Musik machen. Das fällt dann eher unter Geräusch. Für die Musik, das klangvolle Aneinanderfügen verschiedener Töne, brauchen wir also ein gesteuertes und dosiertes Ausatmen. Das Zwerchfell mitsamt der anhaftenden Bauchmuskulatur übernimmt die subtile und präzise Steuerung des Luftstroms, der dann mittels der sogenannten “Stütze” (vereinfacht: ein Anspannen der Bauchmuskulatur) ganz gleichmäßig aus den Lungen geschoben wird. Teamwork im ganzen Körper. Denn jetzt kommt noch Zunge und Lippen dazu. Die Lippen erzeugen bekanntermassen durch Vibration im ausströmenden Luftstrom ein gleichmäßiges Summen, den eigentlichen Ton. Das Instrument dient jetzt nur noch der Verstärkung der Resonanz und der Regelung der Tonhöhe mittels mechanisch-physikalischer Hilfsmittel (längeres Rohr = tieferer Ton; hat viel mit Wellenlänge, Amplitude und Schwingung zu tun) Die Zunge kann dann noch die Strömungsgeschwindigkeit der Luft entscheidend beeinflussen. Alles in allem ist Trompete (Posaune) spielen ein Zusammentreffen mehrerer entscheidender Faktoren, denn allen Größen kann man drehen und stellen, auch hier gilt: Übung macht den Meister. Und eines funktioniert gewiss nicht: Zögerlich hineinpusten, denn dann kommt nur heiße Luft.