Nach langer Zeit, es sind zwei Monate ins Land gegangen, schreibe ich heute meinen nächsten Beitrag. Der Grund für die lange Pause ist nicht nur der Sommerurlaub gewesen oder das neue Layout (an dieser Stelle vielen herzlichen Dank an Martin) sondern eher etwas, das nicht unbedingt ein so sehr öffentliches Thema ist.
Für mich waren die letzten Monate eine emotional sehr belastete Zeit durch den Tod meines Vaters. Ich hatte in verschiedenen Beiträgen schon darüber geschrieben.
Wieso ich das jetzt zu einem Thema in einem eher geschäftlich aufgebauten Blog mache? Das hat mehrere Gründe. Der erste ist ganz banal, hinter jedem Geschäft stecken Menschen und jeder Mensch wird in seinem Leben mit dem Tod konfrontiert werden. Der zweite Grund ist, dass ich in den letzten Wochen viel über mich, über Menschen in meinem Umfeld und das Gefühl der Ohnmacht gelernt habe, das Trauerarbeit mit sich bringt.
Und das hat mir ganz klar aufgezeigt, dass Trauer eine eigene Dynamik hat. Die verschiedenen Phasen des Trauerns können nicht verkürzt oder übersprungen werden. Der Körper zieht hier klar die Bremse.
Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross spricht von 5 verschiedenen Trauerphasen:
- Nicht-wahrhaben-Wollen
- Zorn
- Verhandeln
- Depression
- Zustimmung
Jede dieser Phasen ist wichtig. Nach meiner Erfahrung würde ich sagen, dass die Reihenfolge nicht unbedingt bei jedem Menschen die gleiche ist. Obwohl der Punkt Zustimmung den Abschluss bilden sollte, da man sonst in der Trauer quasi steckenbleibt.
Am schlimmsten war für mich die Phase des Zorns und des nicht-wahrhaben-wollens. Dieses Gefühl kam oft so unvermittelt hoch und hat sich auch häufig gegen meine Familie gerichtet, dass das schlechte Gewissen fast genauso schlimm war und ich völlig hilflos dazwischen.
Es war wie ein Ausblendenwollen. Wenn ich mich zurückziehe, einfach meine Arbeit weitermache, dann ist es fast so, als ob gar nichts passiert ist und alles ganz normal weiterläuft. Das ist natürlich eine Illusion und das Aufwachen daraus erfolgt nur langsam.
Ein Punkt, der sich für als überaus wichtig und heilsam erwiesen hat, war das Gespräch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben. Die eigene Hilflosigkeit, Wut und Ohnmacht ein klein wenig teilen können mit dem Gefühl des Angenommenseins.
Der Verlust eines Elternteils bringt auch eine Neuverteilung im Familiensystem mit sich. Häufig mit veränderten Rollenbildern, Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Es ist wie ein Mobile, in dem ein Anhängsel abgenommen wird. Es dauert eine ganze Zeit, bis sich wieder alles einpendelt und ins Gleichgewicht kommen kann. Es treten alte Verletzungen zum Vorschein und nicht ausgesprochenes macht sich breit.
All das braucht Zeit und Raum zum Verarbeiten. Menschen, die damit umgehen und den Schmerz eines anderen aushalten können.
Zum Abschluss möchte ich ein paar Gedanken zum Alltag in den Raum stellen:
- Wie gehen Sie mit dem Thema Trauerarbeit in Ihrem Unternehmen um?
- Kennen Sie mögliche Anlaufstellen wie Trauergruppen, Trauerbegleiter usw. die Sie weitergeben können?
- Wie könnten Sie Ihre Mitarbeiter bei den rechtlichen Folgen und Fragen unterstützen, die mit jedem Todesfall auftreten?
- Könnten Sie sich vorstellen, immer wieder einmal Informationsvorträge zu den Themen Erbschaftsregelungen, Patientenverfügung usw. anzubieten?
Für mich wird es noch eine ganze Weile dauern, bis ich für mich das Gefühl habe, im Reinen zu sein. Ans Grab zu gehen, schaffe ich im Moment immer noch nicht. Doch es geht aufwärts, Schritt für Schritt. Mit Achtsamkeit und bewusstem Leben. Und mit dem Gefühl, jemanden zu haben, der jetzt auf eine andere Art auf mich aufschaut. Meinen Weg begleitet und in mir ein Stück weiterlebt.
In diesem Sinne mache ich mit diesem Beitrag einen neuen Anfang und wünsche all meinen Lesern Zeit für das Wesentliche in Ihrem Leben.
Hallo Alexandra! Schön, dass Du wieder “da” bist!
Beeindruckend, mit welcher Offenheit Du das Thema hier öffentlich angehst und – zum Schluss – auch die Verbindung zum Berufsleben machen kannst.
Eine auf den ersten Gedanken verrückte Idee: das Unternehmen soll sich mit der Trauer seiner Mitarbeitenden beschäftigen?
Aber in der zweiten Denkschlaufe …
Ich wünsche Dir weiterhin viel von Deiner Weisheit, um mit der Situation rund um den Tod Deines Vaters bald ins Reine zu kommen!
Hallo Marcel, vielen Dank für deine lieben Zeilen. Es ist schön so willkommen zu werden nach einiger Zeit der Abwesenheit. Das ist es was die virtuelle Welt für mich mit Leben füllt.
Hallo Alexandra!
Auch von mir ein herzliches Willkommen zurück! Und Glückwunsch zur Fertigstellung Deines Blogs! Solche Schritte sind ganz wesentlich, jetzt kann es wieder weitergehen. Ich habe in den letzten Wochen auch eine Stagnation bemerkt und ich denke, es könnte ein ähnliches Gefühl sein… Zum Glück brauche ich gerade keine der Trauerphasen durchlaufen, jedoch frage ich mich bei dieser Thematik, ob es nicht auch ein Stück Trauerarbeit bräuchte, um Dinge, Sachen, Übeflüssiges loslassen zu können… Mein Theme ist ja derzeit viel mehr das Entrümpeln und Neuorganisieren und vielleicht ist es verwegen, Parallelen zu ziehen.
Die Angst vor der notwendigen Trauerarbeit macht es manchmal schon in den allereinfachsten Fällen fast unmöglich, loszulassen. Von aussen durch das Schicksal aufgebürdete Trauer ist schwer zu (er)tragen und ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft auf diesem Weg.
Angst vor der Trauer, die das Loslassen (in meinem Fall von Krempel) mit sich bringen könnte, ist ein Grund, weiter in der Stagnation zu verharren. Es ist einfacher, liebgewonnene schlechte Gewohnheiten zu behalten. Unsere Liebsten dürfen wir nicht behalten. Schwierige Zeiten, aber vielleicht ganz wichtig, um auf dem Lebensweg weiterzukommen.
Liebe Alexandra,
schön, dass du wieder da bist.
Lass es langsam angehen. Nicht nur die Trauer braucht ihre Zeit, auch das Aufbauen danach geht nicht von heute auf morgen. Gerade wenn das Mobile sich erst wieder neu sortieren muss. Ich wünsch dir dafür alles Gute, viel Kraft und Unterstützung und auch weiterhin solchen Mut und solche Weisheit, das in dein (Arbeits)Leben zu integrieren, wie du es hier gezeigt hast!
LG
[:] Nati
Mein Beileid.
hallo alexandra,
auch von mir die besten wünsche … ich habe viele gute ideen / tipps in deinen zeilen gelesen und mich selber ertapp in der frage: wie kann man jemanden helfen / trost spenden, der einen lieben verloren hat …?
bis bald und liebe grüße von ludwig
Hallo liebe Blogger und alle die etwas über Trauer erfahren wollen.
Solltet Ihr Hilfe benötigen, so wendet euch vertrauensvoll an mich. Ich habe für jeden ein offenes Ohr und kann vielleicht dem Einen oder Anderen hilfreich zur Seite stehen. Also nur Mut, denn den ersten Schritt muß jeder selber gehen !
Liebe Grüße
Harald Adam, Oberhausen
@ben_sal als mein Vater starb hab ich auch über den Tod geschrieben http://t.co/EyxnxwTt und hier http://t.co/TzoOmj7r mir hat es gut getan
Eine sehr interessante Website. Es grüßt Harald Adsm