Mut kommt vom Tun oder wie man sich endlich traut Video zu machen.

In einer der Klassen meiner Social Media Akademie waren wir beim Thema Youtube und Videos. Es handelte sich in dem Fall um eine reine Frauenklasse und als die Ansage von mir kam “So Mädels, heute machen wir Videos von euch” hatte ich noch nicht fertig gesprochen und ein Sturm der Entrüstung ging auf mich nieder.

Na gut, so schlimm war es nicht, doch begeistert war keine. Das ist immer interessant. Wir wehren uns gegen Sachen, die uns fremd und beängstigend erscheinen, mit Händen und Füßen.

Allen im Raum war klar, dass Video ein Medium ist, das nicht mehr weggeht. Es ist inzwischen ein wichtiger Marketing-Faktor und in vielen social networks das Medium Nummer 1 das konsumiert wird. Sei es auf Instagram mit Stories oder Insta TV oder sei es mit Tiktoks oder Reels.

Video ist die Antwort. Oft im wahrsten Sinne. Bei Google werden Videos immer häufiger an erster Stelle der Suchergebenisse angezeigt, wenn das aus Sicht von Google die beste Antwort auf die Suchanfrage ist.

Photo by Sam McGhee on Unsplash

Noch nicht bereit dafür?

Im Gespräch mit meiner Klasse kamen interessante Hintergründe zu dem Thema Video zum Vorschein. Es wurde mir z.B ganz lang und breit erklärt, dass Veränderungen Zeit brauchen, dass das eigene innere Gefühl sehr klar aufzeigen würde, wann man “ready” für diesen Schritt wäre, dass man da nicht hetzen sollte usw.

Alles sehr eloquent vorgetragen, schien sehr verständlich und nachvollziehbar. Großes Nicken bei allen.

Aha, also brauchen wir für alles ewig und machen es vielleicht nie, weil wir uns nicht danach fühlen?

Ich muss gestehen, dass ich in solchen Fällen relativ kurzen Prozess mache ;) und den Ballon platzen lasse. Denn in fast 99 % der Fälle steckt etwas ganz anderes dahinter “als noch nicht so weit zu sein, Videos zu machen.”

Angst sichtbar zu werden

Was uns daran so ängstigt, ist nicht das Video machen an sich, es ist das Veröffentlichen und damit sichtbar werden. Denn das könnte zu Verletzungen führen, wenn böse Kommentare kommen, sich andere darüber aufregen oder gar lustig machen würden.

Man fühlt sich unglaublich angreifbar, wenn man sich selbst so unverblümt zeigt. Das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer als einen Blogartikel zu veröffentlichen.

Sich selbst im Bild, mit Stimme und einem bestimmten Thema der ganzen Welt (so fühlt es sich zumindest an) zu präsentieren, lässt uns den Angstschweiß auf der Stirn stehen.

Wer hier schon eine Weile mitliest und mich auch schon erlebt hat, weiß, was jetzt als nächstes kommt. Die Frage:

Wem geben wir in so einem Szenarium die Macht über unsere Gefühle?

Ja genau, anderen Menschen, die wir noch nicht mal kennen.

Denn Menschen die uns kennen und die wir mögen, würden uns mit großer Wahrscheinlichkeit persönlich ihre Eindrücke schildern, mit ebenfalls großer Wahrscheinlichkeit wohlwollend reagieren und darauf achten, dass Kritik nicht verletzend, sondern hilfreich ist.

Das sind die Menschen die zählen.

Über wen sagt Kritik wirklich etwas aus?

Wer sich 1-Sterne Rezensionen bei Amazon durchliest, ist oft entsetzt von der Wortwahl und wie wenig das Geschriebene irgendetwas über den Inhalt eines Buches aussagt. Daher ist das absolut verzichtbar, sich damit auch nur eine Minute zu beschäftigen.

Kritik sagt erstmal etwas über den aus, der sie ausspricht. Ich muss nicht alles kaufen, was mir an den Kopf geworfen wird. Es steht mir völlig zu, in Distanz zu gehen und zu prüfen, ob aus meiner Sicht etwas Sinnvolles daran ist, was ich mir tatsächlich zu Herzen nehmen könnte.

Frauen werden verletzender kritisiert als Männer

Diese Angst auf diese Weise bloßgestellt und an den Pranger gestellt zu werden, haben Frauen sehr viel öfter als Männer.

Tatsächlich ist das berechtigt, denn Frauen werden anders kritisiert als Männer. Bei Frauen wird sehr häufig und sehr schnell auf das äußere Erscheinungsbild eingegangen und die sexistische Schublade gewählt. Was einen Übergriff der besonderen Art darstellt.

Daher ist die Hürde für Frauen auch höher als für Männer, wenn sie sich dafür entscheiden sichtbar zu werden.

Kontrolliere deinen Raum

Meine Empfehlung ist daher das Ganze in mehreren Schritten zu machen und die Kontrolle über alle Reaktionen weitgehend zu behalten.

Wer mit Videos in Youtube beginnt, muss z.B. keineswegs die Kommentarfunktion freischalten. Es steht jedem die Möglichkeit frei, sich dagegen zu entscheiden und keine Kommentare zuzulassen.

Manche sagen jetzt, ‘ja aber da geht ja der Sinn verloren, wenn man seinen Senf nicht mehr dazu geben kann.’ Wirklich? Für mich besteht der Sinn von guten Videos in Youtube darin, dass sie mir helfen ein Problem zu lösen, das ich habe, etwas zu lernen, was ich wissen möchte und nicht darin, dass ich Videos kommentieren muss.

Nur weil diese Funktion allgegenwärtig ist, muss sie nicht sinnvoll sein und schon gar nicht bin ich dazu verpflichtet sie einzusetzen.

Genauso kann ich mich in meinem Blog dazu entscheiden, die Kommentarfunktion entweder ganz abzustellen oder mit vorgeschalteter Prüffunktion freizuschalten. So dass ich jeden Kommentar erst mal sehe, bevor ich entscheide ihn zu veröffentlichen.

All das steht uns zu. Wir können uns für einen Kanal entscheiden, auf dem nicht sofort eine Antwort möglich ist. Nein, das ist kein Verstoß gegen ein ungeschriebenes Gesetz, sondern meine völlig legitime Entscheidung.

Wenn mich das dabei unterstützt, dass ich mich traue, mit meinen Inhalten nach draußen zu gehen, um die Menschen zu erreichen, für die man genau die Richtige ist, dann ist das völlig in Ordnung.

Was wir sehen, wenn wir uns betrachten

Kommen wir zurück zu meiner Klasse. Wer mich kennt oder auch schon in einem meinen Seminare war, weiß, dass ich sehr überzeugend sein kann, wenn ich denke, dass etwas sehr wichtig ist ;) Und so haben auch alle Teilnehmerinnen Videos gemacht.

Sehr spontan, mit kurzer Vorbereitung für eine kurze Story. Einmal Übung im Trockendock ohne Kamera und der nächste Durchlauf gleich mit Kamera.

Und was soll ich sagen, alle waren begeistert von den Videos der anderen, nur vom eigenen nicht. Surprise, surprise ;)

Da war sie wieder, die überdimensionierte Eigenkritik. Wie mit einem Vergrößerungsglas starren wir auf das was wir nicht gut hin gekriegt haben. Auch wenn es sonst niemand so empfunden hat.

So als ob wir uns um jeden Preis davon überzeugen müssten, dass wir das ja nicht tun dürfen. Doch interessanterweise ist genau das Feedback, der Applaus der anderen, der Zuspruch und die ehrlichen Rückmeldungen das, was die eigene Meinung dann doch zum Wanken bringen kann. Bis hin zu einem leisen Gedanken wie “hm, vielleicht war das doch gar nicht so schlecht”.

Denn wie eine der Damen richtigerweise festgestellt hat, ist dieser simple Vorgang ein Video zu machen, ein gewaltiger Glaubenssatzzerstörer. Das Wort habe ich an dieser Stelle ganz bewusst genauso übernommen, denn wir sollten unbedingt manche Vorstellungen zerstören und zwar so, dass sie nie wieder von uns Besitz ergreifen werden.

Denn natürlich können wir alle gute Videos machen, natürlich haben alle meiner Teilnehmerinnen wertvolle Tipps für ihre Kunden und natürlich können sie alle flüssig und interessant ihre Stories erzählen.

Was uns – besonders Frauen – ausbremst

Wieso denn auch nicht? Als Kinder plappern wir auch einfach drauflos. So lange bis wir von anderen gestoppt werden. Wer das einmal zu viel erlebt hat, beginnt dann oft zu denken, dass man besser die Klappe halten sollte, dass man sich besser nicht so einfach mit dem was man denkt, nach draußen wagen sollte.

Solche Erlebnisse haben Frauen im Durchschnitt wieder mal mehr wie Männer. Frauen werden viel häufiger unterbrochen, Frauen wird viel häufiger Kompetenz abgesprochen, Frauen müssen viel häufiger mehr Fakten liefern, um glaubwürdig zu wirken. Dass das so ist, lässt sich durch interessante Studien belegen und es gibt sogar einen neuen Begriff dafür: Manterrupting (Männer unterbrechen Frauen)

Wieso das so ist, wollen wir hier und heute nicht diskutieren. Wir konzentrieren uns darauf, was das mit uns macht. In vielen Fällen mundtot. Im wahrsten Sinne.

Mein Unterrichtsstoff zum Thema Video bringt genau solche Themen zum Vorschein. Daher denke ich oft im Geheimen, eigentlich ist das keine Social Media Akademie, sondern ein Selbstermächtigungskurs. Das mag sich etwas seltsam anhören, doch es stellt sich mit jeder Klasse wieder raus, dass das sehr viel damit zu tun hat.

Was tun?

Wie kann ich das nun überwinden und den Mut finden, Videos zu machen?

Das Geheimnis ist ganz einfach: Der Mut kommt durch das Machen.

Nicht umgekehrt. Wenn ich warte, bis ich mich sicher genug fühle, kann das eine laaaange Zeit sein, in der gar nicht passiert. Und es kann auch sein, dass ich niemals damit anfange, weil ich mich nie sicher genug fühle.

Wenn ich jedoch anfange, dann gehe ich durch die schlimmen Gefühle der Nervosität, der Unsicherheit, des Angespanntseins und furchtbar fühlen zum allerersten Mal mit diesem Medium “ich mache ein Video” durch. Und genau das erleben die Teilnehmerinnen in meinem Kurs.

Dann haben sie es das erste Mal schon geschafft. Als nächstes kommt das zweite mal. Wir machen genau den gleichen Inhalt, das gleiche Setting gleich nochmal.

Plötzlich wird schon freier gesprochen, die Notizen liegen immer öfter unbeachtet auf der Seite, die Hände kommen immer mehr zum Einsatz und die Stimme wird fester.

Mit jeder Runde werden wir sicherer. Und damit kommt der Mut. Genau damit.

Mut kommt durch das machen

Nur wenn wir das erste Mal durchziehen und dabei halb gefühlt im Erdboden versinken wollen, können wir das zweite und dritte Mal machen und beim vierten Mal denken, “ach, läuft doch gar nicht so schlecht”.

Und das finde ich immer den Hammer. Oft sagen die Frauen bereits nach der ersten Runde, dass es gar nicht so schlimm war wie sie dachten. Und schon nach der dritten Runde haben sie eine großartige Entwicklung hingelegt und die Videos sind so unglaublich besser geworden, das ist immer wieder genial zu sehen.

Dabei haben wir meistens gar nicht viel geübt oder Zeit investiert. Was wir machen: Wir TUN es. Wir machen ein Video nach dem anderen. Wir TUN es.

Das ist das Geheimnis. Die schlimmen Emotionen, all das, wovor man sich so gefürchtet hat, wird immer kleiner und kleiner. Denn man geht immer wieder durch die gleiche Situation hindurch. Der Gefühlscocktail im Inneren wird flacher und flacher.

Ob er ganz weggeht, ist nicht die Frage. Wichtig ist nur, dass wir spüren, dass alles von uns hausgemacht ist. Dass wir uns selbst verrückt gemacht haben im Vorfeld mit all dem Ballast, der sich über Jahre und Erlebnisse hinweg aufgebaut hat.

Doch genau durch das Tun, kommt der Mut. Es wird über sich selbst angefangen anders zu denken, man erlebt sich als jemand der vielleicht sogar richtig Spaß daran hat, es ist unglaublich befreiend, dieses Korsett an einengenden Gedanken zu sprengen, in dem man es tut. Man tut das, was man fürchtet und dadurch verliert die Angst ihren Schrecken.

Schaff dir einen sicheren Raum

Das Wichtige ist der geschützte Raum dabei. Frauen können alles erreichen, wenn sie nicht ständig das Gefühl haben, beurteilt zu werden, für ihr Aussehen verletzt zu werden und sie dagegen einen freien Raum haben, in dem sie sich unter Gleichgesinnten ausprobieren können. In dem die anderen klatschen und Beifall spenden, wenn man diese Hürde überwunden hat.

Am Kurstag war richtig Aufbruchstimmung spürbar. Ketten waren gesprengt worden, die Frauen hatten sich selbst dabei erlebt, dass sie etwas gemacht haben, wogegen sie sich vorher mit Händen und Füßen gewehrt haben.

So, kommen wir voran. So können wir uns gegenseitig Halt geben, bis wir selbst stehen und laufen können.

Fang an, es zu tun. Dann wird dein Mut kommen.

Wenn du selbst gerne den geschützten Raum möchtest, um dich mit Videos auszuprobieren, dann schick mir gern diese eMail und du bekommst eine Benachrichtigung, wenn der nächste Video Kurs stattfindet. Auch du kannst das lernen dich wohl und sicher zu fühlen, wenn es um Videos geht!

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