Heute am 8. März wird der internationale Frauentag gefeiert. Wie sich in der Wikipedia nachlesen lässt, wurde er bereits 1911 das erste Mal begangen. Und seit seiner Einführung sind nun einige Jahre vorbei.
Wie an solchen Tagen üblich, wird Resümee gezogen. Fragen gestellt, wie es denn z. B. heute mit der Gleichstellung aussieht. Wer sich die Situation in Sachen Entgelt ansieht, wird feststellen, dass innerhalb Europas, Deutschland und Großbritannien etwas gemeinsam haben.
Was schätzen Sie, wieviel verdienen Frauen durchschnittlich WENIGER als Männer?
Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass die Zahl immer noch so hoch ist. Es sind im Durchschnitt 22 %. Das ist fast ein Viertel! Und in manchen Berufsgruppen beträgt der Unterschied sogar noch mehr. Z. B. verdienen Grafikdesignerinnen 28,9 % weniger als ihre männlichen Kollegen.
Frau von der Leyen hat dazu die Hoffnung geäußert,
dass die Ungleichheit bei den Einkommen von Frauen und Männern überwunden wird. Entscheidend sei heute, dass Kinder nicht mehr als “Hindernis im Beruf” gelten dürften, sagte die CDU- Politikerin der “Mitteldeutschen Zeitung”. “Wenn es gelingt, ein Leben mit Kindern zum gemeinsamen Anliegen von Männern und Frauen zu machen, wird auch die Gleichwertigkeit der Arbeit steigen.”
Details aus der Erhebung (nachzulesen bei der Hans-Böckler-Stiftung), zeigen, dass die Einkommensschere um so weiter aufgeht, je älter die Mitarbeiterinnen sind:
- Bei den jüngeren Frauen bis 24 Jahren beträgt der Unterschied im Verdienst
7,8 Prozent.
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- Bei der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren wächst die Differenz bereits auf 17,5 Prozent.
. - Frauen zwischen 35 und 55 Jahren liegen bereits 22,2 Prozent hinter den Männern zurück.
. - Am größten ist der Abstand zwischen Frauen und Männern mit 26,7 Prozent in der Altersgruppe ab 55 Jahren.
Wir reden hier, wohlgemerkt, immer von gleichen Tätigkeiten. Das sollte man nicht aus dem Auge verlieren. Es werden hier nicht ein Führungsjob mit einer Sachbearbeitertätigkeit verglichen, sondern es geht um EINEN Arbeitsplatz, der entweder mit einem Mann oder einer Frau besetzt wird.
Ketzerisch könnte man ja jetzt sagen, hm, wenn Frauen umso viel günstiger zu haben sind, wieso werden sie dann nicht vermehrt eingestellt? Naja, das “Ausfallrisiko” wegen Kinder ist halt immer noch höher als bei Männern. Das hat nun nichts mit Leistung zu tun.
Ein weiterer kritischer Gedanke betrifft die Gehaltsvorstellungen und -verhandlungen an sich. Frauen trauen sich häufig immer noch nicht, ein höheres Gehalt einzufordern und geben sich mit weniger zufrieden. Bei diesem Punkt können sich Frauen jedoch nur an die eigene Nase fassen, denn für sich einstehen kann “frau” nur selbst.
- Wieso fällt es Frauen immer noch tendenziell schwerer ihre Leistung angemessen einzustufen?
- Und wieso verkaufen sich Frauen tendenziell in Gehaltsgesprächen unter Wert?
Die Gründe sind so vielfältig wie es Frauen gibt. Dies habe ich in meiner Arbeit im Bereich der Frauenförderung immer wieder erlebt. Auf der Suche nach Möglichkeiten die allen oder zumindest sehr vielen Frauen bei diesem Thema weiterhilft, sind wir häufig am gleichen Punkt hängengeblieben, Frauen ist selten bewusst:
- wieviel Arbeit sie leisten
- in wie wenig Zeit sie diese leisten
- in welcher Qualität und
- mit welchem Nutzwert
Machen wir mal die Probe auf’s Exempel: Wenn ich Sie jetzt frage (als Mann dürfen Sie selbstverständlich auch gern mitspielen :-) Was haben Sie im Februar an Projekten bearbeitet, abgeschlossen und vorangetrieben? Was hat Ihr Arbeitgeber davon gehabt, dass Sie bei ihm gearbeitet haben?
Wenn Sie zur Mehrheit gehören, dann wird es höchstwahrscheinlich nicht wie aus der Pistole geschossen kommen und Sie werden auch Schwierigkeiten dabei haben, die Wochen aus dem Februar erledigten Arbeiten zuordnen zu können. Geschweige denn beziffern zu können, was denn Ihre Arbeit z. B. für Kosteneinsparungen bzw. Qualitätssteigerungen gebracht hat.
Wie so häufig liegt die hilfreiche Lösung im Notieren. Ein sog. Wissensportfolio, eine Leistungsmappe unterstützt Sie dabei die eigene Arbeit einzustufen zu können. Bei manchen hör ich jetzt schon das leise Gegrummel ‘wann soll ich das denn noch machen…?’ Das ist nun wieder eine Frage von Aufwand und Ertrag. Nur wer es tatsächlich ausprobiert wird von den folgenden Vorteilen profitieren können:
- Sie können in (Gehalts-)Gesprächen klar nachweisen, welche Jobs, Projekte Sie in welcher Zeit mit welchem Ergebnis abgeschlossen haben.
- Falls möglich, lassen sich die Ergebnisse sogar monetär bewerten.
- Sie können häufig mit der Zeit einen Expertenstatus nachweisen.
- Das Gefühl der inneren Sicherheit steigt mit der Möglichkeit des nachlesbaren Erfolgs – eben schwarz auf weiß.
- Bei Bewerbungen und Einstellungsgesprächen können Sie völlig anders punkten, wenn Sie aus Ihrer Leistungsmappe verschiedene abgewickelte Projekte aufbereitet mitbringen.
Und nicht zu vergessen, ist es für einen selbst eine große Bereicherung nachzulesen, was man alles an Aufgaben bewältigt hat. Denn wer in der Informationsgesellschaft seinen Arbeitsplatz hat, kennt vielleicht diese Situation, dass man abends ziemlich erschlagen nach Hause geht, jedoch irgendwie die Menge an erledigter Arbeit nicht sichtbar ist.
Dazu passt ein Zitat, das Albert Einstein zugesprochen wird:
Die Leute lieben Holzhacken deswegen so, weil man nach getaner Arbeit das Ergebnis vor sich sieht.
Und genau das ist im Büro halt schwierig. Da leistet ein Wissensportfolio gute Dienste. Denn mit ihm können Sie die imaginären Holzscheite sichtbar machen.
Eine detaillierte Einführung in das Thema Wissensportfolio, wie es aufgebaut und geführt werden kann, können Sie hier nachlesen. Über Ihre Anregungen und Gedanken zu diesem Thema freue ich mich!
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Hallo Herr Brinker,
das ist ja klasse! Vielen Dank für diese wertvolle Anregung und Ihr Umsetzungsbeispiel. Das kommt auf jeden Fall in die Schatztruhe :-)
Mit besten Grüßen,
Alexandra Graßler
Hallo Frau Graßler,
Ihr Beispiel für den Aufbau eines persönlichen Wissensportfolios kann andererseits auch gut im Projekt-Debriefing eingesetzt werden, um die Lessons Learned festzuhalten.
Ich habe Ihr Beispiel mal in eine Map umgesetzt, um eine andere einfache Darstellungsform zu zeigen; zu finden unter http://www.dbc-consult.de/downloads/wissensportfolio.pdf
Beste Grüße
Dieter Brinker
Hallo Alexandra!
Vielen Dank für die erneute Erinnerung an das Wissensportfolio. Bisher hatte ich ja auch immer das Gegrummel im Hinterkopf (woher wusstest Du das…?) und es war eines von vielen weiteren “Projekten” auf einer sowieso schon zu langen To-Do-Liste.
Barbara Sher schlägt für mich “Scanner” ja ein “Regal des Lebenswerkes” vor und das ist im Prinzip ja genauso ein Wissens-Portfolio.
Seit ich ihr (neuestes) Buch gelesen habe, habe ich erstmals so eine Ahnung, wie ich denn die verschiedenen abgewickelten Projekte abschliessen und “archivieren” könnte – bisher ist das immer so in die einzelnen Interessensgebiete zerfallen und wehe, ein Projekt gehört tendenziell zu zwei Bereichen, schon kann ich wieder in die Perfektionismus-Falle tappen.
Zuallererst werde ich mir in Evernote eine Kategorie anlegen mit dem Titel “Heute geschafft” – und darin werde ich würdigen, was ich alles erledigt habe. Im letzten Sinnsprüche-Newsletter fand ich auch diese Zeilen, die es auch ganz gut treffen:
“So viele Ziele werden nicht als ‘Ziel’ erkannt – ich nenne das überlaufende Ziele – weil Bewusstheit für das Ende fehlt. Damit fehlt Anerkennung. Damit fehlt Feiern. Damit fehlt Dankbarkeit. Damit fehlt ein Bewusstsein für einen abgeschlossenen Zyklus. Und so hasten Menschen permanent weiter.”
Ein Wissensportfolio kann das Bewußtsein für das Ende eines Projektes schärfen (selbst wenn ein “Scanner” das Ende anders definiert als es ansonsten ‘so üblich’ wäre).
Vielleicht sind sehr viele Frauen Scanner? Weil sie so viele Dinge gleichzeitig tun können – und dadurch den Blick auf den Abschluss verlieren?
Ohne die Frage “Wann und wie ist es zu Ende” kann ich kein Projekt wirklich würdigen.
Und ohne Abschluss ist es halt schlecht mit der Bilanz. Und dem ‘monetären’ Gegenwert. Oder wie auch immer die Anerkennung aussieht.
Vielleicht geht es zuallererst mal darum, sich selbst die Anerkennung für das Geleistete zu geben…
LG, Claudia
Das mit dem Würdigen des Ende eines Projektes ist ein wirklich wichtiger Gedanken. Wir hetzen viel zu sehr durch unser ganzes Leben. Dabei würde uns Innehalten so sehr gut tun. Vielen Dank für deine ausführlichen Gedanken!
lg, Alexandra