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Wiedermal ein Krümel im Bett, der mich nicht loslässt:
Nichts ist gefährlicher als die Sicherheit zum Hauptwert im Leben zu machen.
(Uwe Böschenmeyer)
Wieso ist das so gefährlich? Wie wirkt sich das in unserem Leben aus?
Wenn ich auf Sicherheit bedacht bin, werde ich wenig Risiken eingehen. Und damit alles Neue durch einen Scanner schicken, der überprüft, was für Gefährdungen darin für uns liegen.
Das allein mag nochmal nicht schlimm sein, denn auf negative Konsequenzen nicht zu achten, ist sehr naiv und blauäugig. Interessant ist, auf was wir unseren Fokus als erstes richten.
Sehen wir erst die Chancen oder erst die Gefahren?
Zumeist tragen alle Situationen beides in sich. Jeweils in unterschiedlichen Ausprägungen. Und das wiederum weicht je nach Mensch in seinen Verhältnissen voneinander ab. Was für den einen ein Spaziergang sein mag, ist für den anderen ein undenkbares Unterfangen.
Bildquelle: pixabay | golfer 2008
Welche Ängstlichkeit tragen wir in uns herum?
Was hat uns am meisten geprägt? Welchen Blick auf die Welt haben wir in unserer Familie gelernt? Und was machen wir daraus in unserem ureigensten Leben?
Die Hauptwerte die wir leben, sind uns häufig noch nicht mal bewusst. Doch Ängstlichkeit und eigenes Beschränken ist ein großer Hinweis darauf, dass wir sehr sicherheitsorientiert leben.
Wieso ist also nichts gefährlicher als die Sicherheit zum Hauptwert zu machen? Wenn wir keine Risiken mehr eingehe, beschränken wir das Leben in uns. Wir werden nur noch wenig Neues erleben und uns immer weniger zutrauen mit unvorhergesehen Situationen klarzukommen.
Doch das ist ein Aspekt, der trainiert wird, wenn ich mich traue, vom Sicherheitsgedanken abzuweichen. Unser Leben besteht zu einem großen Bestandteil an nicht vorhersehbaren Erlebnissen. Positiver wie auch negativer Art. Und wie wir damit umgehen, bestimmt zu einem großen Teil unser Gefühlsleben und damit wir unser Leben als ganzes empfinden.
Je schwerer es uns fällt, von gewohnten Wegen abzuweichen um so mehr werden uns ungewöhnliche Situationen aus dem Gleis bringen. Und um so länger werden wir brauchen, bis wir uns wieder wohlfühlen.
Also haben wir es in diesem Fall mit einem Paradox zu tun. Die Fähigkeit mich von Sicherheit zu verabschieden, macht mein Leben ruhiger. Denn in gleichem Maß kann in mir die Fähigkeit reifen, mir selbst zuzutrauen, mit dem Fremden fertig zu werden.
Vielleicht mir sogar die Neugierde und Entdeckerfreude zu bewahren und das Schöne am Neuen zu erkennen. Bis sich möglicherweise sogar Dankbarkeit einstellt, ein Leben zu führen, in dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt.
Ein reiches Leben, das Ungewöhnliches begrüßt und einlädt sich auszuwirken. Auf mich einzuwirken, mich zu erweitern, zu reifen, mich zu weiten und meinen innere Welt um Dimensionen zu ergänzen.
Wie lässt es sich lernen, sich Schritt für Schritt auf das unsichere Parkett hinauszuwagen?
Wir können damit beginnen, in dem wir uns immer wieder uns fremden Situationen aussetzen. Uns beispielsweise mal allein in ein Cafe zu setzen, wenn wir das sonst nicht machen. Einfach mal in einen Stadtteil fahren den wir nicht kenne und dort in für uns fremden Straßen herumzulaufen.
Freunde, Kollegen zu begleiten zu für uns unbekannten Anlässe. Ein Eishockeyspiel, ein Konzert mit einer für uns fremden Band, einen Tangoabend, in den Kletterpark, ein Restaurant in dem wir nicht mal die Karte lesen können usw. Es gibt unzählige Möglichkeiten sich in babysteps immer wieder an Fremdes heranzuwagen.
Trainieren Sie diese Fähigkeit. Setzen Sie sich neuen Situationen aus, lassen Sie sich ein. Erleben Sie den aufgeregten Herzschlag in Ihnen, die geballte Aufmerksamkeit, möglicherweise auch Nervosität. All das sind Zeichen dafür, dass Sie lebendig sind und es in diesem Moment auch fühlen.
Sie werden erleben, dass Sie wachsen. Dass Sie sicherer werden, obwohl Sie sich unsicheren Situationen aussetzen. Lassen Sie es nicht zu, dass Sie ein Leben führen, in dem es nichts Neues mehr zu entdecken gibt und alles Fremde Sie ängstlich werden und erstarren lässt.
Gehen Sie Schritt für Schritt in ein Leben, das nicht Sicherheit als Hauptwert hat, sondern sich auf die Lebendigkeit konzentriert, auf das Wachsen, das innerliche Reifen.
Welche Ideen gehen Ihnen dazu durch den Kopf?
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Wir Deutschen haben das Sicherheitsdenken sicher fast perfektioniert. Man braucht sich nur die Bilanzen der großen Versicherer anschauen. Die verdienen sich eine goldene Nase mit/durch unser Sicherheitsdenken. Angst ist ja eine sinnvolle und wichtige Emotion. Sie hält uns am Überleben. Wenn es Ernst wird, sorgt die Angst dafür, dass wir genügend Energie freisetzen um zu überleben. Leider haben wir im Alltag vor ungefährlichen Sachen oft große Angst, wie zum Beispiel einen Vortrag halten oder eine fremde Frau ansprechen. Andere viel gefährlichere Aspekte werden wieder leicht ignoriert, ein vermeintlich sicherer Arbeitsplatz, seine Gesundheit, das Rauchen ….
Kurzfristig hat man also große Angst vor kleinen Dingen.
Langfristig ignoriert man die Angst mit evt. großen Konsequnzen.
Ein wichtiger Aspekt, den du da ansprichst. Und ich bin ganz deiner Meinung, dass es vielen nicht mehr klar ist, wann es sinnvoll ist, die Angst als Hinweisgeber zu nutzen um Situationen realistische einzuschätzen. Danke für deine Zeilen!
Ich kann mich da nur anschließen…
…mein Kommentar kommt auch erst heute, weil ich mittlerweile über das Buch “Mindfuck” noch zu einer interessanten Sichtweise gekommen bin:
Das Streben nach SICHERHEIT ist dermaßen heftig und fest in unseren Zellen verankert, es ist DER Überlebensmechanismus und die Amygdala wird ALLES tun, um die Komfortzone aufrecht zu erhalten.
Meine Überlegungen dazu:
Unsere Komfortzone wird sicherlich durch die Prägungen der Kindheit eingerichtet. Ich fürchte nur, dass es langfristig nicht auseicht, nur mal die ein oder andere Herausforderung anzunehmen. Ich befürchte, dass man da schon an ein sehr weit verzweigtes Wurzelwerk an Überzeugungen herangehen muss. Vielleicht sind ja die Babysteps ein Schritt in die richtige Richtung…
Mir fehlt da ein wenig die Landkarte- in welche Richtung sollen denn die Babysteps gehen? Ist es vielleicht nur ein vorsichtiges Stupsen an den Grenzen der Komfortzone und dann kommt mit dem Holzhammer wieder ein alter Trigger und schon bin ich wieder auf Anfang? Reicht es denn aus, sich mehr Entdeckerfreude und Lebendigkeit und Neugier zu wünschen und einen Schritt in diese Richtung zu machen? Wie sieht dann die Umsetzung im Alltag aus? Und vor allem, wie wird diese Umsetzung messbar? Eventuell wiederholbar? So dass ich eine Spur aus Erfolgserlebnissen legen kann? Ich glaube der Knackpunkt beim Streben nach “weniger Sicherheit” ist tatsächlich eine Strategie von alltagstauglichen Schritten, die überprüfbar wird (ganz im Sinne einer Trackingliste oder Sternchen im Kalender).
Möglicherweise ist dem Wurzelwerk der Kindheitsprägungen nur mit einer richtig guten Strategie beizukommen. Ein Anfang ist es aber sicher, den Fokus mal auf etwas mehr Abenteuer zu legen und mal probeweise das Unangenehme am Neuen auszuhalten und zu lernen, dass meistens nix Schlimmes passiert.
danke dir für deine wertvollen Gedanken! Da steckt viel drin und die Idee mit dem Wurzelwerk ist ein gutes Bild.
Das meist nix Schlimmes passiert, kann man wirklich erlernen. Jedoch halt nur, wenn man sich drauf einlässt. Die gute Nachricht ist, dass es dafür jedes Mal leichter wird :-)